Nicht nur in der Türkei und der sogenannten Republik Azerbaijan werden Iraner diskriminiert und massakriert. Die pantürkische Ideologie grassiert auch in Zentralasien, wo es Iranern verboten ist persisch zu sprechen oder sich als Perser zu bezeichnen.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion sah die Türkei ihre Chance den Pantürkismus in Zentralasien neu aufleben zu lassen und sorgte nicht nur für den Export von türkisch-faschistische Propaganda, sondern beriet vor allem die türkmenischen Staaten Zentralasiens, wie sie denn erfolgreich ihre Gebiete ethnisch säubern können. Auch macht die neue Regierung Erdogans kein Hehl daraus dass es ihr um die Restauration des Osmanischen Imperiums geht. Die traurige Folge dieser Politik konnte man dann besonders eindrucksvoll in Azerbaijan beobachten, wo fast alle Nichttürken ausser Landes vertrieben wurden.
Turkmenistan:
In Turkeminstan ist die Lage für Iraner und Angehöriger anderer Ethnien besonders prekär. Da Turkmenistan die repressivsten Mediengesetze weltweit besitzt, dringt kaum etwas an die Aussenwelt. Der Staat wird diktatorisch regiert und die Medien sind staatlich gelenkt. Der Zugang zu Arbeitsplätzen und höherer Bildung wird denjenigen vorbehalten deren turkmenischer Abstammung, sich über drei Generationen hinweg zurückverfolgen lässt. Hier orientiert sich Turkmenistan an die Politik Atatürks nach dessen Machtübernahme: „Ein zentrales Konzept der Türkisierungspolitik war die Schaffung von unterschiedlichen Staatsbürgerschaftsmodellen: Während in der türkischen Verfassung alle türkischen Staatsbürger als gleichberechtigt deklariert wurden und eine ethnische oder religiöse Differenzierung ausbleibt, entstanden in staatlichen Bestimmungen und Anordnungen „unterhalb der Schwelle von Gesetzen“ (Guttstadt) eine Differenzierung zwischen türkischen Staatsbürgern (einschließlich der Minderheiten) und ethnisch und religiös definierten „echten“ Türken. Staatliche Anordnungen legten fest, dass in vielen Sektoren nur noch „echte“ Türken arbeiten durften, was dazu führte, dass türkische Juden (neben anderen Nichtmuslimen) entlassen wurden.“ Um die Dimension des atatürkischen Politik zu überblicken um daraus abzuleiten wie mit den Iranern und anderen Ethnien in Zentralasien umgegangen wird, ist ein Blick auf die „Steuergesetzgebung der „modernen Türkei“ unerlässlich: „Während des Zweiten Weltkriegs ging die Türkisierungspolitik weiter. 1942 wurde eine einmalige Vermögenssteuer eingeführt. Offiziell war die Steuer gegen Kriegsprofiteure gerichtet und laut Gesetzestext zielte es nicht gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen. Die Höhe der Steuern wurde allerdings von türkischen Behörden individuell bestimmt, wodurch es zu einer Maßnahme gegen Nichtmuslime wurde. 87 Prozent der Besteuerten waren Nichtmuslime – bei einem Anteil von unter 2 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Sie zahlten 90 Prozent der Steuereinnahmen. Faktisch führte die Steuer zu einer staatlichen Enteignung der nichtmuslimischen Minderheiten. Oft überstieg die Steueraufforderung das gesamte Vermögen der Betroffenen, die dann in Zwangsarbeitslagern ihre „Steuerschulden“ abarbeiten sollten. Dies, begleitet von judenfeindlichen Artikeln in der Presse, führte zu einer größeren Resignation unter den türkischen Juden, so dass viele Juden die Türkei Richtung Palästina verließen.“
Tadschikistan:
In Tadschikistan, das hauptsächlich von Iranern bewohnt wird, gab es nach dem Ende der Sowjetunion ebenfalls ethnische Konflikte zwischen 1992 und 1998. In vielen Publikationen wird da verkürzt von einem Konflikt zwischen dem „Regime“ und der „Opposition“ gesprochen. Davon dass uzbekische Warlords, die In Korruption und Drogenhandel verwickelt sind, hauptsächlich an den bewaffneten Konflikten gegen Perser beteiligt waren war nirgends die Rede. Das Ganze wurde als ein Konflikt zwischen Altkommunisten und Islamisten bezeichnet, ohne auf die Besonderheiten und Geschichte dieses Konflikts aufmerksam zu machen. Die tadschikische Nationalgeschichte beschreibt die türkischstämmigen Usbeken als die stärksten Unterdrücker des tadschikischen Volkes in jüngerer Zeit. Die Unterdrückung des tadschikischen Volkes durch Türken währte auch in der Sowjetzeit und ihrer Völkerfreundschaftsdoktrin weiter. Schon damals sprachen Tajiken von Usbekisierungsdruck und der Turkisierungsprozess der Tajiken durch Türken. Das Clandenken der Türken, breitete sich durch die Umsiedlungsaktionen Stalins nun auch in Tadschikistan aus. So lebten die hinzugezogenen Türken weiterhin in Regionalgemeinschaften und weigerten sich der lokalen Kultur und Sprache anzupassen. Diese türkischen-uzbekischen Parallelgesellschaften waren es auch die schliesslich nach 1990 das Land mit Terror überzogen.
Uzbekistan:
Das Verbot der persischen Sprache, wie bereits von den türkofilen Paschtunen in Afghanistan betrieben, setze sich nun ebenfalls in Kirgisistan und besonders in Uzbekistan fort. Besonders die noch heute mehrheitlich von Iranern (Tadjiken) bewohnten Städte Buchara, Samarkand und Chugand folgte eine brutale Türkisierungsprozess statt. In Diese und andere von Iranern bewohnten Gebiete, die von den Sowjets willkürlich den Republiken Uzbekistan und Kirgisistan zugeteilt worden sind, versuchen die Türken nun ehtnisch zu säubern. In offiziellen Bevölkerungsstatistiken bilden Iraner lediglich 5% der Bevölkerung aus. Tadschikistan und andere Organisationen schätzen die Zahl allerdings höher ein. Bei offiziellen Erhebungen geben viele Bürger tadschikischer Ethnie die usbekische Volkszugehörigkeit an. Während der Usbekisierung unter Scharaf Raschidow, dem 1959 bis 1982 amtierenden Generalsekretär der Kommunistischen Partei, mussten Tadschiken sich entweder mit der Angabe „Usbeke“ für den Verbleib in ihrer Region, so z. B. in der Stadt Samarkand, oder aber für eine Umsiedlung nach Tadschikistan entscheiden. Im Jahre 2000 kam es zu Zwangsvertreibungen und zur Inhaftierung vieler Tadschiken. Zudem kam es 1998 zu Bücherverbrennungen und Unterdrückungen persischsprachiger Medien und Zeitungen. In akademischen Kreisen wird von einem [tadschikischen] Bevölkerungsanteil von bis zu 30% ausgegangen. In 2005 wurden ein Gesetz mit neuen Handelsbeschränkungen verabschiedet, nach der jeder Händler erst eine amtliche Lizenz beantragen musste. Anlehnend an die rassisch motivierten Gesetze Atatürks in den 30er und der Privilegierenden Vergabe von Bildungs- und Arbeitsplätze an Turkmenen in Turkmenistan, wollte Uzbekistan auf diese Art weiter Druck auf Nichttürken ausüben. Die Menschen rebellierten gegen diese Gesetze und das Ganze endete schliesslich im Andijon-Massaker. Von uzbekische Seite hiess es dass es sich bei den Unruhen um das Werk von Islamisten handele, und die militärische Antwort sollte als Beitrag Uzbekistan im Kampf gegen den weltweiten Terror verstanden werden. Wie weit der von jungtürkischen Faschisten ausgehender Einfluss auf Uzbekistan auswirkt, sieht man an der Geschichte dieses Landes, als „jungbucharische Revolutionäre“ in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, die persische Sprache in Buchara als „rückständig“ verboten. Diese von der Roten Armee in Buchara an die Macht gelangten türkischen Faschisten, führten dann die weitere Türkisierung Bucharas durch. Diese Ethnisierung und Nationalisierung stand in Einklang mit den Konstruktionsprinzipien der Sowjetunion.
Kirgisistan:
In Kirgisistan laufen zur Zeit ähnliche Unruhen ab die als ethnischer Konflikt zwischen Uzbeken und Kirgisen bezeichnet werden. Der Spiegel und sein „Experte“ wissen es ganz genau:
SPIEGEL ONLINE: Fast alle Toten, heißt es, sind Angehörige der usbekischen Minderheit.
Bei Telepolis wird die Ignoranz mit folgender Karte weiter auf die Spitze getrieben:
Ausser Uzbeken und Kirgisen scheint es auf diese Karte keine anderen Ethnien zu geben und so thematisieren die tp-Schreiber auch nicht den Terror gegen Perser in der Region. Viel eher sucht man die Gründe in der Wirtschaft und der großen Politik, anstatt sich nur ein wenig mit der Region und seine Geschichte zu beschäftigen.
Auch der Betablogger und Dampfplauderer Jens Berger weiss es ganz genau:
„Die Opfer dieses Massakers gehörten beinahe ausschließlich zur usbekischen Minderheit, die in Osh und Dschalalabad allerdings rund 60% der Einwohner stellt.“
Hätten sich die erwähnten deutschen Herrschaften mit der Geschichte, Namensherkunft und ethnischen Zusammensetzung der besagten Städte befasst, so wäre ihnen nicht entgangen dass schon wieder Iranerstämmige von Türken massakriert werden. Zudem fallen die nicht-organische Grenzverläufe zwischen den Staaten dort sofort ins Auge. Diese künstliche Grenzziehung und die Förderung und/oder wohlwollende Tolerierung der Türkisierungspolitik, hat bei den jüngsten Kämpfen schon wieder um die 1.000.000 Flüchtlinge verursacht. Die OSZE sprach hier von einer „versuchten ethnischen Säuberung“. Es gab während der Massaker wieder Massenvergewaltigungen und Plünderung nach türkischem Vorbild. Die Angreifer waren in Militärfahrzeuge unterwegs, trugen automatische Waffen mit sich und stürmten gezielt Wohnungen um die Menschen dort zu vertreiben. Was offensichtlich nach einer geplanten Aktion mit Hilfe staatlicher Ressourcen aussieht, wird aber in fast allen Medien als Werk von Freischärler und Banditen bezeichnet die eigenständig operieren. Ein Blick auf die Bilder der Opfer hätte zumindest hier für Klärung gesorgt. Nicht etwa mandeläugige Turkmenen sieht man da auf den Bildern, sondern Menschen denen man deutlich ansieht dass diese iranischstämmig sind. Auf der anderen Seite ist „Qualitätsmedien“ und ihren Betajournalisten wie vom Spiegel kein Vorwurf zu machen. Diese schafft es sogar in einem Spezial über Iran, Türkenstämmige als Perser zu verkaufen. Der türkische Spitzhut und der Turban werden hier ausserdem flugs zu traditionell iranische Kleidung erklärt:
Fazit:
Die gewaltsame Türkisierung der Perser und das Gewähren des türkischen Faschismus ist kein neues Phänomen, und man sieht wie auch „Qualitätsmedien“ ihren Beitrag dazu leisten Kajdaren zu Perser zu erklären, oder eben Tajiken zu Uzbeken. Diese Entwicklung gerät nun in einer neuen Phase. Iraner sehen sich immer mehr mit der Situation konfrontiert in der Minderheit zu sein und von keiner Seite oder Staat Hilfe oder Unterstützung zu erhalten. Als die Armenier durch Türkenhände ermordet wurden so schwiegen die Iraner, genauso auch wie sie jetzt schweigen wo Iraner in Zentralasien brutal massakriert und zwangsassimiliert werden. In Iran selbst nun schaffen Azeritürken demographische Fakten, bevölkern inzwischen fast schon mehrheitlich die Haupstadt Teheran, und auch in den anderen Landesteilen hört man immer öfters davon wie Türken und ihre Familien ganze Stadtviertel besetzen und die einheimische Bevölkerung dort terrorisieren und vertreiben. So gesehen kann Der Beitrag des Spiegels auch als Zukunfsthilfe für Iraner verstanden werden, sich nicht weiter gegen ihre eigene Türkisierung und die türkische Zukunft zu wehren und diese einfach zu akzeptieren. Schon jetzt werben die Türken mit iranischen oder europäischen Gesichtern für sich und lehnen es ab zu ihrer mongolischen Abstammung zu stehen. Dies spiegelt sich auch in der Selbsteinschätzung ihrer Ethnie ab, die sie als politische Gemeinschaft bezeichnen:
Was sich hier ganz friedlich anhört stellte sich bis in die Gegenwart als brutale Zwangsassimillierung dar. Kinder wurden entführt und zu türkischen Soldaten erzogen, um dann später gegen die eigene Ethnie vorzugehen, und was hier euphemistisch mit „in die Gemeinschaft hineingeboren“ umschrieben wird, war nichts anderes als die Frucht der türkischen Vergewaltigungskultur.
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