Pflichtlektüre

PI-Leser sind arme, antideutsche Wichte!

Der wahre nationale Widerstand der Deutschen, sollte sich gegen die christlichen Kirchen und den Nazi-Staatsverträgen richten.

Map of Islam - Author: Maplab

Folgenden Artikel habe ich selbst auf Times Blog gelesen und war ein wenig über den eurozentrischen Blick von Time enttäuscht im Islam nur eine Gefahr und Feind für Europa alleine zu sehen und nicht etwa als Geisel der gesamten Menschheit. Dieser geschichtlicher Rückblick sollte zur Pflichtlektüre werden.

Ein Wiedersehen mit Mohammed und Karl dem Großen

Emmet Scott ist ein Historiker, spezialisiert auf die antike Geschichte des Nahen Ostens. Während der letzten zehn Jahre hat er sich insbesondere mit der späten klassischen Zeit und ihrem Niedergang beschäftigt, den er als eines der wichtigsten Ereignisse der westlichen Zivilisation ansieht. Das vorliegende Dokument ist das letzte Kapitel aus dem Buch von Emmet Scott. Er befasst sich mit den Thesen des belgischen Historikers Henri Pirenne (1862 – 1935) zur Geschichte Europas vor und nach dem Beginn der islamischen Eroberungen um 700 n.Chr.

1. Die germanische Völkerwanderung hat weder die Einheit der vom Mittelmeer getragenen Kulturwelt zerstört noch das vernichtet, was an wesentlichen Elementen der römischen Kultur noch im 5. Jahrhundert bestand. […]

2. Das Abbrechen der antiken Tradition ist durch den raschen unvorhergesehenen Vormarsch des Islam ausgelöst worden. Die Folge war, dass die Einheit des Mittelmeerraumes zerstört und der Orient endgültig vom Abendlande geschieden wurde. Länder wie Afrika und Spanien, die bis dahin zur abendländischen Welt gehört hatten, fallen seitdem in den von Bagdad aus bestimmten Bereich.

Die Schließung des Mittelmeeres und der Verlust von Papyrus

Wir haben gesehen, dass – egal was auch sonst in Europa jener Zeit geschah – die griechisch-römische Kultur in ihrem Kernland, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika ein abruptes Ende genommen hatte. In rasantem Tempo erschien in diesen riesigen Territorien eine neue, komplett andersartige Zivilisation. Diese neue islamische Kultur erbte die Ressourcen, den Reichtum und Wissensschatz der vorhergegangenen und hatte von Anfang an einen enormen Vorteil gegenüber den Überbleibseln des römischen Reiches in Europa. Letzteres war noch vorwiegend ländlich, meistens „heidnisch“ und tribalistisch. Trotzdem war es das Zuhause einer großen und anwachsenden Population, welche in den Gebieten des ehemaligen römischen Reiches wie Gallien, dem zentralen Europa sowie Spanien noch immer stark unter dem Einfluß von Rom, oder spezifischer von Byzanz stand. Wie Pirenne aufzeigte, beendete der Verlust des Nahen Ostens sowie Nordafrikas an den Islam die meisten der Handels- sowie kulturellen Kontakte welche vorher zwischen diesen Territorien und Europa bestanden hatten.

Letzteres verarmte jedoch nicht, es war im späten 6. Jahrhundert ökonomisch größtenteils unabhängig. Der Handel mit Luxusgütern wie Wein und Gewürzen sowie der kulturelle und politische Einfluß von Byzanz nahmen allerdings ein Ende. Die großartigen westgotischen und merowingischen Basiliken mit ihren Marmorsäulen und bunten Mosaiken wurden nach einer längeren Pause in der Bautätigkeit mit den eher düsteren und kleineren Strukturen der romanischen Periode des 10. Jahrhunderts ersetzt. Im großen Ganzen hatte der Kontaktverlust mit dem Osten für die Mehrheit der Europäer also keine schrecklichen ökonomischen Konsequenzen. Im Gegenteil; sie wurden auf ihre eigenen Ressourcen zurückgeworfen und es kann durchaus sein, dass den wichtigen westlichen Traditionen wie Erfindungsreichtum und Innovation eben zu jener Zeit Leben eingehaucht wurde. Es gab jedoch ein Produkt, dessen Verlust nicht einfach wieder gut gemacht werden konnte, und sein Fehlen hatte einen tiefgreifenden Einfluß auf den Westen: Papyrus.

Als kulturelles Ereignis kann der Abbruch der Lieferungen von Papyrus nach Europa nicht überschätzt werden; in Tat und Wahrheit wurde es bisher unterschätzt. Papyrus gehörte zu den relativ billigen Schreibutensilien und wurde überall im städtischen sowie merkantilen Milieu verwendet. Es bot sich auch als Material an, auf welchem fast das ganze Wissen und Gedankengut der Antike festgehalten wurde. Der Verlust von Papyrus führte unweigerlich zum Verlust der Hauptmasse klassischer Literatur – einmal abgesehen von den Bemühungen der Kirchenleute, davon Abschriften auf Pergament zu erstellen. Von der Mitte des 7. Jahrhunderts an entwickelte sich Europa im Grossen und Ganzen zu einer ungebildeten Gesellschaft und die gelehrten sowie redegewandten Stadtbewohner, welche so typisch für die klassische Antike waren, verschwanden. Von nun an konnten außer dem Klerus (auch da nicht ausnahmslos) sehr wenige Menschen lesen und schreiben.

Das Resultat der muslimischen Eroberungen:
Die kulturelle Zerstörung der Levante und Nordafrikas

Der Einfluß des Islam auf Europa war also in erster Linie kultureller und nicht, wie Pirenne annahm, ökonomischer Natur. Und nachdem der Islam Europa von den Quellen der klassischen Lehren abgeschnitten hatte, begann er seine Macht auf den Kontinent auszuüben. Hier müssen wir wiederum etwas betonen, was bisher zu wenig Beachtung gefunden hat: tatsächlich war die Einwirkung des Islam auf Europa immens. In den vorislamischen Jahren kam der überwiegende kulturelle Einfluß aus dem Osten, von Byzanz und der Levante. Nachher kam er noch immer aus dem Osten; Osten bedeutete nun aber Islam. Und die Ideen vom Nahen und Mittleren Osten sowie von Nordafrika, welche jetzt das Mittelmeer überquerten, waren alles andere als aufgeklärt.

Avicenna und Averroes – was haben sie gebracht?

Der Konsens geht dahin, dass der Islam im Frühmittelalter eine bedeutende kulturelle und ideologische Auswirkung auf Europa hatte. Wie wir gesehen haben, tendieren die Historiker dazu, sich auf Wissenschaft und Philosophie zu konzentrieren. Es ist zum Beispiel bekannt, dass islamische Gelehrte im späten 10. und frühen 11. Jahrhundert, beginnend mit dem Perser Avicenna (Ibn Sina), ausführliche Kommentare zum Werk von Aristoteles verfaßten.

Diese versuchten sie – allerdings mit nur geringem Erfolg, muß man hier anfügen – ins islamische Gedankengut zu integrieren. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts übernahm der spanische Muslim Averroes (Ibn Rushd) den Stab von seinem Vorgänger und schrieb seine eigenen Kommentare über den griechischen Philosophen.

Zu der Zeit waren die arabischen Lehren den europäischen Schriftgelehrten bekannt. Männer wie zum Beispiel John von Salisbury hatten sogar eigene Vertreter in Spanien, welche die arabischen Manuskripte beschafften und sie dann ins Lateinische übersetzten. „Bald waren die Ausführungen von Averroes so verbreitet in Europa“, sagt ein Historiker, „dass er der ‚Kommentator’ und Aristoteles der ‚Philosoph’ genannt wurde.“ [1] Etwas früher hatten sich christliche Europäer in die von Muslimen kontrollierten Gebiete wie zum Beispiel Sizilien aufgemacht um sich – oft verkleidet – Zugang zum wissenschaftlichen und alchemistischen Wissen der Sarazenen zu verschaffen. Kein Geringerer als Gerbert von Aurillac, das Genie des 10. Jahrhunderts, auf welchem die Figur von Faust basiert, reiste genau zu diesem Zweck in die muslimischen Territorien.

Der tief greifende islamische Einfluß auf das philosophische und theologische Denken der Europäer wurde auch von Briffault hervorgehoben, der dazu Folgendes sagt: „Der exakte Parallelismus zwischen der islamischen und der christlichen Kontroverse ist zu engmaschig, um mit der Ähnlichkeit ihrer Situation wegdiskutiert werden zu können, und die Überschneidungen sind zu fundamental und zahlreich, als dass sie lediglich als solche anerkannt werden sollten. … Dieselben Fragen, dieselben Themen welche die theologischen Schulen in Damaskus beschäftigten, tauchten nach einer Zeitspanne von einem Jahrhundert auf identische Weise in Paris auf.“ [2] Und weiter: „Die gesamte Wortklauberei der arabischen theologischen Debatte hat sich physisch auf das Christentum übertragen. Die Schlagwörter, Dispute, die verärgerten Fragen, Methoden, Systeme, Konzepte, Häresien, die Apologetik und Irenik wurden von den Moscheen an die Sorbonne transferiert.“ [3]

Die Juden bringen kulturelles Wissen aus dem Osten

Natürlich kamen die Europäer nicht umhin, von dem, was sie im islamischen Spanien und Süditalien entdeckten, beeindruckt zu sein. Sie selbst lebten ja in einer relativ zurückgebliebenen Umgebung. Wichtige Technologien gelangten in dieser Zeit via jüdische Händler und Gelehrte – sie waren für eine Weile die einzige Menschengruppe, welche die christlich-islamischen Grenzen in Sicherheit überqueren konnte – nach Europa. Letzteres verdankt seine Aneignung von Erkenntnissen über das „arabische“ numerische System, alkoholische Destillation, möglicherweise Algebra sowie eine Menge anderer Information diesen jüdischen Reisenden, unter welchen sich Ärzte, Alchemisten und Mathematiker befanden. „Mohammedanische Philosophie und Theologie wurden von den Juden und dem weltstädtischen Haus von Monte Cassino in die Klöster der Benediktiner gebracht.“ [4] Speziell die spanischen Juden „überbrachten arabische Versionen griechischer Denker der Christenheit.“ [5] In Tat und Wahrheit war der Beitrag dieser jüdischen Händler und Gelehrten derart wichtig, dass man wohl sagen kann, die Juden hätten Europa im richtigen Moment mit dem Wissen beliefert, welches es ihnen ermöglichte, dem muslimischen Ansturm stand zu halten. Und wir wissen ja, wie Europa sich später bei ihnen bedankt hat!

Der Islam konfrontiert Europa
mit einer ausgefeilten Unterwerfungsdoktrin

Alles oben gesagte ist allgemein bekannt und wird von niemanden in Abrede gestellt. Wie wir jedoch sahen, mangelte es den Europäern keinesfalls an ihren eigenen griechischen und lateinischen Texten. Buchstäblich alle klassische Literatur, welche uns überliefert ist, wurde von fleißigen christlichen Mönchen und nicht von arabischen Philosophen überliefert. Zudem werden wir nun verfechten, dass der wahre ideologische Abdruck des Islam nicht das aufgeklärte Denken von Avicenna und Averroes – welches abgelehnt und aus dem muslimischen Kanon herausgeworfen wurde – sondern dunkleres Material aus dem Koran und den Hadith-Sammlungen war:

Dies sind die Doktrinen

– des immerwährenden Krieges gegen die Ungläubigen
– Ziel des “Heiligen Krieges“
– der heiligen Täuschung (taqiyya)
– der Todesstrafe für Apostaten und Häretiker
– der Folter im Rechtswesen
– des Sklaven- und Konkubinenerwerbs als rechtschaffene Arbeit

Es waren diese Lehren und nicht diejenigen der Philosophen, welche unauslöschliche Spuren im mittelalterlichen Europa zurückgelassen haben – gleich von allem Anfang an.

Die erste islamische (oder koranische) Idee, welche in Europa Anhänger fand, und die erste sichtbare und beachtete, war der Impuls zu Bilderstürmerei, die Zerstörung von religiösen Bildern und Kunst. Sie begann ungefähr zwischen 726 und 730, als der byzantinische Kaiser Leo III. die Entfernung und Zerstörung aller sakralen Statuen und Bilder im gesamten Reich anordnete. Die Rechtfertigung entnahm er der diesbezüglichen Anprangerung im Alten Testament, allerdings ist es offensichtlich, dass er dazu in der aktuellen Situation vom Islam inspiriert wurde.

Dieses Ereignis der Bilderstürmerei-Episode ist von vorrangiger Wichtigkeit. Es wurde immer wieder die Frage aufgeworfen: Wie ist es möglich, dass der byzantinische Kaiser gegen eine der fundamentalen Grundpfeiler seines Glaubens (die Verehrung von heiligen Bildern) vorging, indem er sie in einer Art zerstören ließ, die an Oliver Cromwell erinnert? Das konnte nur durch eine sehr tiefgehende Krise ausgelöst worden sein. Wir sahen bereits, dass das Vordringen des Islam in den ersten Jahren unaufhaltbar schien. Das Kaiserreich erlitt Niederlage um Niederlage. Innerhalb einer guten Dekade hatte es alle Besitzungen außerhalb Anatoliens verloren. Das schloss die reichsten und produktivsten Provinzen Ägypten und Syrien ein, einst zentrale Reichsteile während mehr als 700 Jahren. Das Reich erlebte seine dunkelsten Zeiten, und der Fall von Konstantinopel schien unausweichlich. Es sind genau Erschütterungen dieser Art – solche, die unsere schiere Existenz bedrohen – die Menschen dazu führen, grundsätzliche Fragen zu stellen, und das zuvor Undenkbare zu denken. Die Byzantiner werden ihre Niederlagen als Zeichen göttlichen Zorns interpretiert haben und als Indikator, etwas falsch zu machen – etwas, was ihre muslimischen Gegner vielleicht richtig machten: Ein zentraler Grundsatz des Islam ist das Verbot der Verehrung von Bildern und Statuen, welche als Götzenanbetung verdammt wird. Sicherlich erkannten einige Byzantiner genau dies als zentrales Problem.

Wenn diese psychologischen Hintergründe der byzantinischen Bilderstürmerei zugrunde legen wird klar, dass Konstantinopel islamisches Denken nicht willentlich und enthusiastisch übernommen hat. Vielmehr muss man annehmen, dass die Byzantiner glaubten, der neue Glaube aus Arabien stünde in der Gunst Gottes. Die Übernahme islamischer Ideen schien also ein Weg zu sein, tiefliegende Probleme zu lösen. Immerhin gilt es zu vermerken, dass so oder so islamische Konzepte übernommen wurden. Die ganze christliche Welt in Ost und West wurde durch den Islam bedroht und auf die eine oder andere Art begannen Christen, die Übernahme islamischer Ideen als Antwort auf diese Krise anzusehen.

Die Bilderstürmerei verursachte einen großen Zwist im Reich und wurde insbesondere im Westen verworfen – was wiederum, so scheint es, zum endgültigen Bruch zwischen dem Papst und Konstantinopel beitrug. Schon die einfache Tatsache, dass ein byzantinischer Kaiser eine so offensichtlich vom Islam inspirierte Politik einführte, beweist den großen Einfluss, welche diese Ideologie in Europa gewann.

Theokratie als islamisches Prinzip

Eines der herausragendsten Charakteristika des Mittelalters und eines, welches diese Periode wahrscheinlich am deutlichsten vom klassischen Altertum unterscheidet, ist seine Theokratie. Das Mittelalter war par exellence das Zeitalter priesterlicher Macht. Im Westen war der Einfluss der Kirche immens und reichte viel weiter, als dies unter den christlichen römischen Kaisern und den germanischen Königen des fünften und sechsten Jahrhunderts je der Fall gewesen war. Das Papsttum hatte jetzt die Macht, Könige und Kaiser zu beurteilen, sie einzusetzen oder zu entfernen. “Durch mich regieren Könige” (Gottesgnadentum) war der stolze Ausspruch der mittelalterlichen Päpste. [6]

Wie kam es soweit? Folgen wir Pirenne, war die Umformung des westlichen Reiches unter Karl dem Grossen unmittelbar verbunden mit dem Aufstieg des Islam und der Zerstörung der byzantinischen Macht. Es wurde auch sehr bewusst als eine Methode angesehen, das westliche Christentum gegen den vordringenden Islam zu stärken. In den folgenden Jahren erhielt das neue westliche Reich dann auch einen neuen Namen: Heiliges Römisches Reich – außergewöhnlich zutreffend für eine symbiotische Union von spiritueller und irdischer Autorität im Herzen Europas. Die Krönung des Kaisers – die Inauguration Karls des Grossen wurde zum Modell – war ein Ereignis voller religiöser Bedeutung. Diese Männer regierten Dei gratis, die Kirche wurde damit zum Hauptinstrument königlicher Regierungstätigkeit. Die Autorität der westlichen Herrscher wurde nun nicht mehr nur von ihrer militärischen und ökonomischen Stärke abgeleitet, so wie es unter den Cäsaren und germanischen Königen des fünften und sechsten Jahrhunderts der Fall gewesen war, sondern sie war letztendlich von der Sanktionierung und Anerkennung der Kirche abhängig.

Es waren mehrere Faktoren an dieser entscheidenden Entwicklung beteiligt. Wie Pirenne festgestellt hat, wurden mit dem Niedergang der Schriftkultur im siebten Jahrhundert – als Folge der Unterbindung des Schiffsverkehrs auf dem Mittelmeer – die Könige gezwungen, bei der Kirche Ersatz an gebildeten und fähigen Verwaltern zu suchen. Verwalter, die es brauchte, um einen Staatsapparat funktionsfähig zu halten. Nochmals: der Verlust an Steuereinkommen als Folge des Ausfalls des mediterranen Seehandels schwächte die Position der Könige gegenüber den Baronen und dem Kleinadel. Diese konnten nun ihre Macht und Unabhängigkeit stärken. Die Könige brauchten dringend ein starkes Gegengewicht, welches die Unterstützung der Kirche nun bot. Mit der Kirche auf ihrer Seite konnten die Könige die Barone im Grossen und Ganzen unter Kontrolle halten. Aber das hatte einen Kompromiss zur Folge. Die Kirche mochte wohl den König auf dem Thron halten, aber sie gewann im Gegenzug nie dagewesenen Einfluss und Autorität. Mit der Zeit wurden die europäischen Könige dadurch im eigentlichen Sinne den Päpsten untergeordnet. Diese konnten in extremen Fällen sogar einen König entthronen. Alles, was ein mittelalterlicher König tat oder tun wollte, konnte er nur mit der Sanktion der Kirche tun. Sogar der machtvolle und unabhängige Herzog der Normandie und spätere König von England, William der Eroberer, konnte die Invasion Englands erst durchführen, nachdem er dafür die päpstliche Einwilligung abgeholt hatte.

Europas Übernahme
theokratischer islamischer Prinzipien

Die Herrscher der karolingischen und ottonischen Zeit legten im neunten und zehnten Jahrhundert das Fundament für die mittelalterliche Theokratie, obschon damals das Papsttum noch relativ schwach war. Um die Unterstützung von Otto dem Ersten gegen die italienischen Gegner von Papst Johannes XII. zu bewirken, bestätigte letzterer dafür Otto im Gegenzug die Kaiserwürde. Der Anspruch darauf war nämlich mit dem Tod Karls des Grossen erloschen. Hier sehen wir, dass die Umstände und Bedingungen im zehnten Jahrhundert nach einer angeblichen 300 jährigen Periode der Dunkelheit noch immer weitgehend dieselben waren, so wie sie im sechsten und frühen siebten Jahrhundert geherrscht hatten: Die germanischen Königreiche waren grundsätzlich säkularer Natur, und Päpste und Priester waren den Königen unterstellt. Aber die Konditionen veränderten sich. Otto I und seine Nachfolger statteten ihre Verwaltungen mit Kirchenleuten aus; letztere hatten zu jener Zeit offensichtlich das Monopol an Wissen sowie Lese- und Schreibkompetenz. Die alte römische Welt war definitiv eine Sache der Vergangenheit geworden. Von nun an nahm die Macht der Kirche stetig zu.

Aber sogar jetzt noch mußte die Kirche um Überlegenheit kämpfen, ein Kampf, der im zehnten Jahrhundert mit Hilfe der Ottonen begann und der im elften Jahrhundert mit dem Sieg des Papsttums endete. “Sie (die Kirchereformer) kämpften, um die endgültige Kontrolle der Kirche als eigenständige, dominante und monarchische Institution abzusichern. Ein solcher Wettstreit war eine frontale Herausforderung gegenüber dem alten System des römischen Reiches. Es war ein direkter Angriff auf die Könige, welche noch voraussetzten, dass sie die Rechte der römischen Herrscher geerbt hätten. Es war auch ein indirekter Angriff auf den Kaiser von Konstantinopel im Osten. Dieser unterhielt noch immer das alte System (der säkularen Vorherrschaft) und wurde nun für seine Bemühungen des Schismas bezichtigt.” [7]

Der “Heilige Krieg” kommt nach Europa

Der eigentliche Gipfel der mittelalterlichen Kirchenmacht kam ein Jahrhundert später während der Regierungszeit von Innozenz III. (1198-1216) zum tragen.

Dieser Mann richtete zwischen rivalisierenden deutschen Kaisern und setzte Otto den Vierten ab. Er stellte England unter ein Interdikt und exkommunizierte König John, weil dieser sich weigerte, Stephen Langdon als Erzbischof von Canterbury anzuerkennen. Seine bemerkenswertesten Aktionen waren die Etablierung der Inquisition und der Start des berüchtigten Kreuzzugs gegen die Albigenser. Durch diesen löschte er die Bewegung der Katharer völlig aus. Schließlich war Innozenz – der mächtigste unter den mittelalterlichen Theokraten – ein Verfechter des “Heiligen Krieges” und ein Vollstrecker der absolut konformen Doktrin. Unter ihm wurde Apostasie ein Kapitalverbrechen. Während seiner Zeit wüteten auch die anderen Kreuzzüge gegen die Muslime Spaniens sowie des Nahen und Mittleren Ostens weiter.

Ironischerweise ist Innozenz’ Haltung gegenüber der Apostasie und der absolut konformen Doktrin sowie dem „Heiligen Krieg“ in totaler Übereinstimmung mit islamischen Vorstellungen – wir müssen uns an dieser Stelle überlegen, in welchem Ausmaß diese extremen Positionen europäischer Theokratie sich letztendlich aus den islamischen abgeleitet haben.

Der Islam war natürlich von Anfang an theokratischer Natur. Es gibt kein: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 22, 21). Gleich zu Beginn waren spirituelle und weltliche Macht in der Person von Mohammed vereint. Dieselbe Situation herrschte später unter den Kalifen; ein jeder war zuallererst “Befehlshaber der Gläubigen”. Trotzdem können wir nicht beurteilen, ob die Gründung der europäischen Theokratie das Resultat einer bewussten Imitation islamischer Ideen war, so wie dies die Bilderstürmerei und der “Heilige Krieg” gewesen waren. Der Beitrag des Islam zur europäischen Theokratie war real genug, aber eher nachfolgender denn nachahmender Natur. Wie wir gesehen haben, ließ die Verarmung Europas und seiner Monarchen, verursacht durch die muslimische Mittelmeerblockade, den Herrschenden kaum eine andere Möglichkeit übrig, als sich zwecks Unterstützung an die Kirche zu wenden. Zudem nahm der Kampf um die Verteidigung Europas wegen der eigentlichen Natur des Feindes eine religiöse Dimension an (jeglicher Glaube gewinnt an Stärke, wenn er Opposition erlebt). Auch das mag wohl die Macht und das Prestige der Kirche gestärkt haben.

Während also die mittelalterliche Theokratie nicht das Resultat direkter Nachahmung islamischer Ideen war, so war der Islam bei ihrer Geburt doch hilfreich. Zudem stammen die Art von Theokratie, welche sich damals in Europa formte, sowie einiger der darunter liegenden verknüpften Ideen sehr wohl vom Islam ab.

Apostasie und Häresie als Kapitalverbrechen

Von Anfang an betrachtete der Islam Apostasie und Häresie als Kapitalverbrechen. [8] Beinahe unmittelbar nach dem Tod Mohammeds brachen ernsthafte und äußerst gewalttätige Dispute im Zusammenhang mit kollidierenden Ansprüchen auf die Nachfolge des Propheten aus. Attentate und Meuchelmorde gehörten zur Tagesordnung. Sogar diejenigen, die keine Führungsansprüche besaßen, jedoch heterodoxe Ansichten vertraten, waren gewaltsamer Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt. Das berüchtigtste frühe Beispiel finden wir im Schicksal von Mansur al-Halladsch (858-922), einem persischen Mystiker. Sein Tod war demjenigen von Jesus ähnlich – es ist überliefert, dass man ihm, bevor er gekreuzigt wurde, die Augen ausgestochen und ihn auch anderswie gefoltert habe. Das Töten von politischen und religiösen Opponenten sowie allen anderen, welche irgendwie vom orthodoxen Islam abwichen, ereignete sich von Beginn an und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte muslimische Geschichte. Dasselbe geschah auch mit den Ungläubigen wie den Christen und Juden – welche ja theoretisch zumindest Dhimmis, also „Beschützte“ sind: tatsächlich waren sie aber schon immer die Objekte grausamer Attacken seitens der Muslime. So wissen wir zum Beispiel, dass im Jahr 704/705 der Kalif Walid (705-715) „die armenischen Nobelmänner in der St. Gregory Kirche von Naxciwan und der Xrain Kirche von Araxis zusammentreiben und in der Folge verbrennen ließ. Andere wurden gekreuzigt und geköpft sowie deren Frauen und Kinder gefangen genommen. In Armenien wurde die gewalttätige Christenverfolgung von 852 bis 855 geschichtlich festgehalten.“ [9] Zumindest von der Almohadenzeit (im frühen 12. Jahrhundert) an existierten in Spanien und Nordafrika Untersuchungskomitees, eine wahrhaftige „Inquisition“, um Apostaten auszuhebeln. Man erzählt, dass die Juden, welche zu der Zeit gezwungen wurden, den Islam anzunehmen, eine Masse von „neuen Konvertiten“ ausmachten, welche trotzdem ihre angestammte Religion heimlich weiter ausübten. Aber die „almohadischen Inquisitoren zweifelten an deren Aufrichtigkeit, nahmen ihnen die Kinder weg und zogen sie als Muslime auf.“ [10]

Beginnend im späten 12. frühen 13. Jahrhundert adoptierte die mittelalterliche Christenheit dann dieselbe Haltung. Man hatte nun eine eigene Inquisition, um Häretiker zu isolieren und es wurde für solche Missetäter die Todesstrafe vorgeschrieben. Der richterliche Gebrauch von Folter, „eine Neuheit in Europa“ zu der Zeit, wurde gang und gäbe. [11] Tatsächlich waren all diese Praktiken neu im Europa des 11. und 12. Jahrhunderts: die barbarische Behandlung von Kriminellen und Dissidenten, welche im alten römischen Imperium gebräuchlich war, verlief sich während den frühen christlichen Jahrhunderten im Sand. Konstantin schaffte die Kreuzigung als Hinrichtungsform ab und versuchte dasselbe mit den Gladiatorenshows, welche dann schlussendlich durch Honorius im frühen 5. Jahrhundert aufgehoben wurden. Die Situation der Sklaven verbesserte sich durch die Christianisierung des Reiches dramatisch, und die Kirche arbeitete darauf hin, diese Institution in ihrer Gänze aufzuheben – ein Ziel, welches dann im 8./9. Jahrhundert erreicht wurde. Gefangenfolter, eine Routine im römischen Reich, wurde ebenfalls nach und nach während dieser Zeit abgeschafft. Es gibt keinen Nachweis, dass es in den ersten christlichen Jahrhunderten die Art letaler Intoleranz gab, welche die Inquisition charakterisierte. Zugegebenermaßen war die Kirche der Frühzeit in eine Serie langwieriger und bitterer Dispute über die korrekte Interpretation von Jesus’ Leben und Mission involviert. Diejenigen, welche nicht mit den durch diverse Konzile festgelegten etablierten Dogmas in Übereinstimmung waren, wurden als Häretiker verschrien und eine ziemlich heftige Verurteilung dieser Leute und Gruppen war beinahe endemisch verbreitet. Obwohl die Sprache dieser Dispute oft unmäßig war, wurden sie selten gewalttätig; falls sie einmal ausarteten, so fanden diese Ausschreitungen in kleinem Rahmen und grundsätzlich ohne offizielle Sanktionen oder Genehmigungen statt. Gewalteinsatz zwecks Durchboxens orthodoxer Standpunkte wurde von sämtlichen Kirchenvätern verurteilt. Lactantius argumentierte folgendermaßen: „Glauben kann man nicht mit Gewalt erzwingen; man muss die Sache nicht mit Schlägen sondern mit Worten vorantreiben damit der Wille beeinflusst werden kann.“

Er schrieb weiter: “O, mit was für ehrenhaften Neigungen laufen die miserablen Menschen in die Irre! Denn sie sind gewahr, dass es für Menschen nichts Exzellenteres gibt als die Religion und dass diese mit all unserer Kraft verteidigt werden muss; genau so wie sich aber in den Belangen der Religion selber täuschen lassen, so auch in der Art und Weise ihrer Verteidigung. Denn Religion soll nicht mit töten, sondern mit dem Tod; nicht mit Grausamkeit, sondern mit geduldiger Ausdauer; nicht mit Schuld, sondern mit richtigem Glauben verteidigt werden. (…) Denn wenn man wünscht, die Religion durch Blutvergießen, Folter und Schuld zu verteidigen, dann wird sie damit nicht mehr länger verfochten, sondern sie wird verschmutzt und entweiht. Denn nichts ist so sehr die Domäne des freien Willens als der Glauben; wenn der Geist des Gläubigen sich gegen ihn wehrt, verschwindet er sofort und hört auf, für ihn zu existieren.” [12]

Später schrieb Johannes Chrysostomos: “Es ist falsch, einen Häretiker zu töten, denn unausweichlich würde in der Folge Krieg auf Erden herrschen.” [13]

Auch Augustinus schrieb über Häretiker, dass „es nicht der Tod eines Häretikers ist, den wir suchen, sondern seine Erlösung vom Irrtum.“ [14] Trotz all dieser sowie weiterer Ermahnungen kam Gewalt gegen Häretiker vor; es waren jedoch isolierte Vorfälle, welche die Kirchenväter nie billigten. Ein solches Beispiel war die Unterdrückung der sogenannten priszillianischen Häresie im Spanien des späten 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Priszillian wurde mit sechs seiner Nachfolger getötet und man verfolgte die Sekte auch auf andere Weise. Diese Morde wurden jedoch von der Kirchenautorität ganz und gar verurteilt.

Dasselbe war der Fall betreffend des weit berühmteren Mordes von Hypatia. Dieser ereignete sich im frühen 5. Jahrhundert und erreichte in manchen Kreisen fast einen Kultstatus: Er wird als das Beispiel für christliche Engstirnigkeit und Obskurantismus angesehen. Vom wenigen, was wir darüber wissen, wird trotzdem klar, dass dieser Mord von einer gesetzeslosen Bande Fanatiker und nicht von der Kirche verübt wurde. Wir weisen zudem darauf hin, dass sich dieser Anschlag in Ägypten ereignete, einem Land mit einer langen Tradition von religiösem Fanatismus. Während der Regierungszeit von Julius Cäsar zum Beispiel lynchte ein ägyptischer Mob einen römischen Hauptmann – dieser Akt hätte ihnen schreckliche Vergeltung einbringen können – weil er die Kühnheit hatte, eine Katze zu töten. Solche isolierten Akte von Fanatismus kamen in allen Religionen und in der gesamten Geschichte vor. Sogar der Buddhismus, die friedfertigste und toleranteste der religiösen Ideologien, ist nicht gänzlich frei davon. Alles in allem kann uns der Mord an Hypatia nicht viel erklären. Im 5. Jahrhundert betrachtete der christliche Kirchengeschichtschreiber Sokrates Scholastikos ihn als bedauernswerten Fall von Engstirnigkeit; 300 Jahre später jedoch billigte sein Landsmann Johannes von Nikiu den Mord voll und ganz. Er beschrieb Hypatia als „eine Heidin“, die sich „der Magie verschrieben und viele Menschen mit ihren satanischen Listen betört habe.“ Was hat nun diesen Wandel verursacht?

Humanismus gegen Zauberei und Hexenkult

In der Welt, welche wir eine „mittelalterliche“ nennen, waren die Vernunft und der Humanismus der Klassik bis zu einem gewissen Grad verschwunden. Dunkle Fantasien und Aberglauben waren mehr verbreitet. Der Glaube an die Kraft von Magiern und Zauberer, welcher mit der primitivsten Denkweise assoziiert wird, erlebte ein Comeback. In den rückständigsten „modernen“ Gesellschaften gibt es noch immer total unschuldige Menschen, welche der „Hexerei“ bezichtigt und auf brutalste Weise für ein Verbrechen getötet werden, dass sie nie begangen haben, und das auch gar nicht existiert. Am Ende des Mittelalters war diese Mentalität nach Europa zurückgekommen und im Jahre 1484 verkündete eine päpstliche Bulle den Tod für Hexen und Satanisten. Sogar zur Zeit von Innozenz dem Dritten glaubte man, dass die Häretiker jener Zeit, die Katarer und die Waldenser, der Inspiration von Satan unterworfen seien.

Als Europa im 10. Jahrhundert jedoch aus dem sogenannten dunklen Zeitalter wieder auftauchte, badete es noch immer im Licht der Vernunft und des Humanismus. So kam es, dass ein zeitgenössisches Kirchengesetz den Glauben unter den ländlichen Bewohnern, „gewisse Frauen“ hätten die Angewohnheit, mitten in der Nacht auf Biestern herumzureiten und noch vor dem Morgengrauen große Distanzen zurückzulegen, kritisierte und verurteilte. Laut diesem Kanon war jeder, der so was glaubte, „zweifelsohne ein Ungläubiger und Heide.“

Etwas früher verkündete der heilige Agobard, Bischof von Lyon, es sei nicht wahr, dass Hexen Stürme heraufbeschwören und Ernten zerstören könnten. Ebenfalls würden sie weder Menschen verschlingen noch mit dem „bösen Blick“ umbringen. [15] „Nur ein paar Generationen später“, schreiben Colin Wilson und Christopher Evans, „war jegliche Person, welche nicht an die nächtlichen Ausritte der Hexen sowie sie die Kirche definierte glaubte, in Gefahr als Häretiker auf dem Scheiterhaufen zu landen.“ [16] Die beiden Autoren fragen, was sich wohl in den dazwischen liegenden Jahren ereignet haben mag, dass sich die Haltung der Kirche derartig verändert hatte.

Um dies zu beantworten erinnern wir uns, dass im 11. und 12. Jahrhundert wissbegierige junge Männer aus Nordeuropa ins islamische Spanien reisten um die dortigen Erkenntnisse und Lehren zu studieren. Wie jedoch Louis Bertrand erwähnte, waren es nicht die maurischen „Wissenschaften“, welche sie anzogen, sondern vielmehr die Pseudowissenschaften der Alchemie, Astrologie sowie der Magie. [17] Was die Mauren gelehrt haben, war weit entfernt von dem, was heute so breit gefächert in den politisch korrekten Lehrbüchern unserer Bibliotheken und Buchläden gelobt wird.

Die Idee der Inquisition wird vom Islam übernommen

Magie und Alchemie waren nicht die einzigen Subjekte, welche die Europäer von den Muslimen lernten. Erstere nahmen Ideen auch direkt aus dem Koran und den Ahadith; zum Beispiel darüber, wie Häretiker, Apostaten und Magier behandelt werden sollen. Und es darf kaum angezweifelt werden, dass Innozenz III., indem er seine eigene Inquisition etablierte, direkt das Beispiel der Almohaden Spaniens imitiert hat, welche schon 50 Jahre vorher ihre eigenen Einsatzkommandos ausgesendeten, um Häretiker und Apostaten habhaft zu werden.

Innozenz III. wird von den Feinden des Christentums als bête noir, als lebendige Verkörperung von allem, was am Christentum falsch war und ist, angesehen. Die Tatsache jedoch, dass seine Haltungen islamische – nicht christliche – Vorläufer hatten, wird nie erwähnt. Und es gilt noch einen weiteren Punkt in Betracht zu ziehen: währenddem wir das Ausmaß von Innozenz Handlungen nicht zu verkleinern suchen, dürfen wir nicht vergessen, dass im 12. und 13. Jahrhundert die muslimische Gefahr bei weiten nicht gebannt war. Im Gegenteil: Sie war so stark und bedrohlich wie eh und je. Während solcher Umstände werden – wie in jeder Kriegszeit – innerstaatliche Meinungsverschiedenheiten (sowie sie die Katarer darstellten) als so genannte 5. Kolonne wahrgenommen, welche mit dem Feind kollaboriert.

Und es ist bestens bekannt, dass sämtliche abweichenden Meinungen während Kriegszeiten mit einer massiveren Gründlichkeit und Schonungslosigkeit unterdrückt werden, als es sonst der Fall ist. Die spätere spanische Inquisition, welche auf der iberischen Halbinsel drakonische Maßnahmen gegenüber Abweichlern durchgesetzt hat, muss in demselben Licht betrachtet werden. Die islamische Bedrohung war allüberall und wir können ziemlich sicher annehmen, dass die starke Unterdrückung der Muslime zu dieser Zeit in direktem Zusammenhang mit der Angst vor einer erneuten muslimischen Invasion der Ottomanen in die iberische Halbinsel stand und damit der Möglichkeit, dass die einheimischen Muslime eine 5. Kolonne bilden würden, um die Invasoren zu unterstützen.

Die klassische Zivilisation wird
mit dem “Heiligen Krieg” konfrontiert

Von 600 n.Chr. an kam die klassische Zivilisation – welche zu dieser Zeit gleichbedeutend war mit dem Christentum – in Kontakt mit einer neuen Macht, die Krieg als heilige Pflicht pries, die Versklavung und Tötung von Nichtgläubigen als religiöse Obliegenheit rechtfertigte, den juristischen Gebrauch von Folter erlaubte und die Exekution von Apostaten und Häretikern gebot. Wenn man alle diese dogmatischen Setzungen zusammennimmt, sind sie sicher einmalig unter den religiösen Traditionen der Menschheit, und sie können bis zu den Anfängen dieses Glaubenssystems zurückverfolgt werden. Weit entfernt davon, Manifestationen einer degenerierten Phase des Islam zu sein, gehen sie zurück auf den Gründer dieser Religion selbst. Wirklich erstaunlicherweise wird diese Religion und Ideologie von Akademikern und Künstlern trotzdem noch immer als aufgeklärt und tolerant angesehen. Tatsächlich besteht bis in unsere Tage eine starke Fraktion in der westlichen Welt, welche den Islam als dem Christentum in allen Belangen überlegen und aufgeklärter einstuft.

Um 650 n.Chr. war nahezu die halbe christliche Welt an diesen neuen “aufgeklärten” Glauben verlorengegangen und um 715 n.Chr. war der Rest in ernsthafter Gefahr. Diese Ereignisse hatten enorme Auswirkungen. Die Schließung der Mittelmeerschifffahrt bedeutete die Verarmung des westlichen Europa, welches daher genötigt war, so gut wie es ging zu improvisieren. Der Verlust von Papyrus zwang zur Verwendung des enorm teuren Pergamentes und führte logischerweise auch zu einem bedenklichen Verlust der Lese- und Schreibkultur. Die Wikingerkriege, welche durch die islamischen Invasionen begünstigt wurden, brachten zudem gewaltige Zerrüttungen in den Norden des Kontinents. Als dringend notwendige vereinigende Kraft, welche all die germanischen Königreiche des Westens zur Verteidigung des Christentums zusammenbringen konnte, wurde das westliche Reich wieder installiert. Konstantinopel kämpfte um das eigene Überleben und konnte somit nicht eingreifen.

Die westliche Kultur veränderte sich radikal. Zum ersten Mal dachten Christen in Termini wie “Heiliger Krieg”, und die gesamte Theologie war in Bewegung. Diese große Transformation begann in den Jahren nach 650 n.Chr., und das Phänomen, welches wir “Kreuzzüge” nennen, startete eigentlich in Süditalien, spezifischer in Spanien während des siebten und achten Jahrhunderts – als die Christen verzweifelte Rückzugsgefechte gegen die vordringenden Sarazenen fochten, um zu retten, was zu retten war. Diese Aktionen verlängerten sich zu einem Jahrhunderte dauernden Kampf und hatten einen tief greifenden, zerstörenden Einfluss auf die europäische Zivilisation. Darüber hinaus bedeutete es – als schiere Folge von Macht und Zeit – dass die Christen in zunehmendem Maße Charakteristiken ihrer muslimischen Feinde übernahmen. So regierten in Spanien des elften und zwölften Jahrhunderts christliche Könige über arabisierte Höfe; sie hatten typische muslimische (und klar unchristliche) Gewohnheiten wie die Polygamie übernommen. Das berühmteste oder besser anrüchigste Beispiel dafür war König Friederich II. “der getaufte Sultan von Sizilien”; er besaß ein aufwändiges Harem, welches von Eunuchen bewacht wurde. [18]

Der Islam setzt der pax romana ein definitives Ende

Zu diesem direkten Einfluss gab es den verderbenden Effekt des fortwährenden Krieges, in welchen das ganze mediterrane Küstengebiet gestürzt wurde. Die Ankunft des Islam brachte das definitive Ende des Friedens im Mittelmeergebiet, die pax romana hatte sogar den Untergang des römischen Reiches überlebt. Mit dem Auftritt des Islam war das Mittelmeer nicht mehr die Hauptverkehrsader sondern die Grenze und zwar eine Grenze der gefährlichsten Art. Piraterie, Plünderung und Gemetzel wurden zur Norm – während mehr als tausend Jahren! Dies wurde speziell von nordeuropäischen Historikern fast völlig übersehen: sie betrachten den Mittelmeerraum im Lichte der klassischen Zivilisation. Die gebildeten Europäer waren von der Zivilisationen der Griechen und Römer derart verblendet, dass sie den jüngeren Teil der Geschichte des Mittelmeeres – immerhin tausend Jahre – behandelten, als hätte er nie existiert. Den Besuchern der Mittelmeerländer werden auf Führungen die Zeugen der klassischen Zivilisation gezeigt: hier kämpfte Cäsar, und dorthin brachte Marcus Antonius seine Flotte etc.

Diese verzerrte und romantisierende Sicht auf den Mittelmeerraum und seine Vergangenheit, welche die Brutalität und den Schrecken des vergangenen Milleniums ignoriert, war insbesondere charakteristisch für Forscher mit angelsächsischem Ursprung. Bei ihnen kam das Problem der religiösen Kluft hinzu. In der Regierungszeit von Königin Elisabeth I. (1533 bis 1603) wurde England zum Todfeind des katholischen Europas – und die katholische Macht jener Zeit war natürlich Spanien. Von da an waren englisch sprechende Historiker stark gegen das katholische Spanien voreingenommen und sie – was nicht erstaunt – favorisierten Spaniens muslimische Feinde. Diese wurden durchwegs als sehr kultiviert und urban geschildert. Damals entstand der Mythos des “goldenen Zeitalters” des spanischen Kalifates – ein Mythos, welcher, wie wir gesehen haben, noch immer in weitem Umfang kursiert.

Die Jahrhunderte dauernde Herrschaft des Terrors

In der Tat war die Wirklichkeit ganz anders: Durch die muslimische Eroberung von Nordafrika und Spanien begann eine Herrschaft des Terrors, welche Jahrhunderte lang dauerte. Der Krieg in Spanien zog sich bis ins 15. Jahrhundert hin. Dann entstand in Italien eine neue Front: die aufstrebende Macht der ottomanischen Türken, welche schon Griechenland und den Balkan in Besitz genommen hatte, drohte in Italien einzudringen. Diese Gefahr bestand während der folgenden drei Jahrhunderte, bis die Türken vor Wien im Jahre 1683 endgültig zurückgeschlagen wurden. Der Papst sah sich mehrmals gezwungen, seine Flucht aus Rom ins Auge zu fassen, wenn ottomanische Flotten im adriatischen und ionischen Meer aufkreuzten. Nach dem Fall von Konstantinopel im Jahre 1453 sah es so aus, als würden zentrale Regionen von Europa inklusive Ungarn und Österreich überrannt. Obschon die unmittelbare Gefahr durch den Sieg von Johannes Hunyadi bei Belgrad im Jahre 1456 gebannt schien, wurde sie im 16. Jahrhundert wieder virulent, als eine gewaltige türkische Streitmacht durch die heilige Liga bei der Seeschlacht von Lepanto gestoppt wurde.

Es ist wichtig hier anzufügen, dass die türkischen Verluste bei Lepanto mit 30.000 Mann und 200 von 230 Kriegsschiffen die Türkei nicht daran hinderte, nach nur einem Jahr mit einer neuen riesigen Flotte zurückzukehren. Das spricht Bände für die Hartnäckigkeit und Persistenz der Gefahr, welche sie darstellten. Kurz davor hatten sie ihr Herrschaftsgebiet entlang der afrikanischen Küste westwärts bis Marokko ausgedehnt. Dort regten sie die Sklavenjagden gegen die christliche Bevölkerung im südlichen Europa an. Muslimische Piraten verwüsteten die Küstengebiete von Italien, Spanien, Südfrankreich und Griechenland. Insbesondere die Christen Siziliens, Sardiniens, Korsikas und der Balearen mussten sich mit grässlichen Piratenrazzien abfinden – verbunden mit Vergewaltigungen und Plünderungen.

Hugh Trevor-Roper hat sehr sorgfältig herausgearbeitet, dass sich die Epoche, die wir heute Renaissance nennen und als Zeitalter von künstlerischem und geisteswissenschaftlichem Fortschritt wie auch überschwänglichem Optimismus betrachten, für die Bewohner Europas jener Zeit ganz anders darstellte. Sogar als Cortes und Pizarro im Namen Karls V. von Spanien die reichen Ländereien Mexikos und Perus eroberten, hegte dieser Herrscher düstere Erwartungen betreffend Auflösung der Christenheit. “Wir machten uns auf, wertlose neue Reiche in Übersee zu erobern”, lamentierte der Belgier Ogier Ghislain de Busbecq, welchen der römisch-deutsche König Ferdinand I. als Gesandten zum türkischen Sultan beordert hatte, “und wir verlieren das Herz Europas”. [19] Die Christenheit, so schrieb er, hängt auf gefährliche Art vom guten Willen des persischen Königs ab, dessen Ambitionen im Osten den türkischen Sultan beständig von weiteren europäischen Eroberungen abhalten. [20]

Diese Ereignisse hatten einen tiefgreifenden Einfluß auf den Charakter der christlichen Bewohner des Balkans und der Mittelmeerregion, eine Tatsache, die von Nordeuropäern nie richtig gewürdigt wurde. Aus dem Blickwinkel von London und Paris spielen die Ottomanen und die Berberpiraten keine wichtige Rolle. Von Rom her gesehen stellte sich die Sache allerdings ganz anders dar. Rom, der Sitz der katholischen Kirche, befand sich mitten in der Frontlinie dieses niemals endenden Krieges. Von Mittelitalien her gesehen wird die Paranoia der Päpste betreffend Häresie und inneren Feinden sicher besser verstehbar.

Ibn Khalduns Ausführungen zum Jihad

Auch die Völker Spaniens, welche die blutige Grenzlinie während Jahrhunderten hielten, wurden verändert. Der Krieg gegen den Islam war für viele, wenn nicht die meisten der spanischen Könige, zur raison d’être geworden. Es war ein immerwährendes Projekt, nicht eine Obsession, eher wie ein normaler Teil des Lebens. Es war absolut klar, dass es mit der islamischen Welt nie Frieden geben würde. Wie hätte es anders sein können, wenn der “Heilige Krieg” gegen die Ungläubigen für jeden Muslim ein Teil des islamischen Dogmas ist? Die Christen hatten das schon Jahrhunderte früher verstanden, und es wurde vom Historiker Ibn Khaldun zum wiederholten Male festgestellt:

“Für die muslimische Gemeinde ist der heilige Krieg eine Pflicht aufgrund der Universalität der muslimischen Mission und der Verpflichtung, jedermann zum Islam zu bekehren – ob durch Überzeugung oder durch Gewalt. Folglich sind im Islam Kalifat und königliche Autorität vereint, damit die verantwortliche Person die zur Verfügung stehende Kraft/Energie für beide Bereiche – die der Religion und der Politik – gleichzeitig einsetzen kann. Die anderen religiösen Gruppen hatten keine universelle Mission und der „Heilige Krieg“ war keine Pflicht für sie, außer für Verteidigungszwecke. Daraus folgt, dass sich die Person (in den anderen religiösen Gruppen), die für die religiösen Angelegenheiten verantwortlich ist, nicht mit Machtpolitik beschäftigt. Unter ihnen erlangen diejenigen Leute, die die königliche Autorität innehaben, diese durch Zufall und auf eine Art und Weise, die nichts mit Religion zu tun hat. Sie kommen an die Macht aufgrund des zwingenden Resultats einer Gruppenzugehörigkeit, die inhärent königliche Autorität zu erlangen verpflichtet wären, Macht über andere Nationen zu gewinnen, wie das ja eben im Islam der Fall ist. Von ihnen wird lediglich gefordert, dass sie die Religion innerhalb ihres eigenen Volkes aufbauen. Das ist der Grund, warum sich die Israeliten nach Moses und Joshua während ca. vier Jahrhunderten nicht um königliche Autorität kümmerten. Ihr einziges Anliegen war die Gründung ihrer Religion.

Danach herrschte Zwietracht unter den Christen bezüglich ihrer Religion und der Christuslehre. Sie spalteten sich in Gruppen und Sekten, was die Unterstützung der verschiedenen christlichen Regenten gegeneinander absicherte. Zu verschiedenen Zeiten gab es verschiedene Sekten. Schlussendlich kristallisierten sich diese Sekten in drei Gruppen, die dann die christlichen Sekten ausmachten. Sie waren die Melchiter, die Jakobiter und die Nestorianer. Andere waren bedeutungslos. Wir glauben nicht, dass wir die Seiten dieses Buches mit der Diskussion über die Dogmen ihres Unglaubens schwärzen sollten. Sie sind im allgemeinen bekannt. Sie sind alle des Unglaubens. Dies wird im noblen Koran klar konstatiert. Diese Angelegenheiten mit ihnen zu diskutieren oder mit ihnen darüber zu streiten, ist nicht unsere Sache. Sie müssen sich entscheiden, ob sie zum Islam konvertieren, Schutzgeld bezahlen oder getötet werden.” [21]

Ibn Khaldun wurde in Andalusien geboren, aber was er über den Jihad schrieb, wurde von jedem spanischen Monarchen verstanden, ob christlich oder maurisch. Das Überleben der iberischen Halbinsel war für die kastilischen Könige stetig bedroht, und zwar von jeder Region, von der aus der Islam Überfälle lancieren konnte. Die Verkleinerung des islamischen Spaniens auf südlich gelegene Befestigungen in Andalusien machte die Christen keinesfalls sicherer. Jetzt ging die Bedrohung nicht mehr von Nordafrika aus, sondern von der Türkei. Die Existenz von Granada terrorisierte die Existenz des christlichen Spaniens, denn die Ottomanen konnten es jederzeit als Brückenkopf für eine zweite Eroberung der Halbinsel benutzen. Also musste Granada verkleinert werden, koste es, was es wolle. Doch auch nachher fühlten sich die Spanier nicht sicher. Der Krieg gegen den Islam würde wie gehabt weitergehen. Die Muslime bedrohten jetzt Italien und das ganze westliche Mittelmeergebiet, Spanien konnte als nächstes drankommen.

Den Islam westwärts umschiffen

Sogar die Entdeckungsreisen wurden unter dem Gesichtspunkt der islamischen Bedrohung unternommen. Zum Beispiel hatte die erste Reise von Kolumbus das Ziel, eine direkte Route nach Ostindien aufzutun, muslimisches Territorium umschiffend “den Islam von Hinten anzugehen”, wie es Louis Bertrand ausdrückt, “und mit dem großen Khan eine Allianz zu schmieden – eine sagenhafte Gestalt, von der man annahm, dass er dieses Gebiet beherrschte und der christlichen Religion wohlgesonnen war…”. [22] Bertrand insistiert auf dieser Sichtweise, welche er auf sechs Seiten hervorhebt. Er sagt, die Entdeckungsreisen sollten eine neue Ära einläuten “im Kreuzzug gegen die Mauren, der auf einer neuen und sichereren Route weiterzuführen sei. Dem Islam sollte über Indien ein tödlicher Hieb versetzt werden.” [23]

Louis Bertrand war sich der Verbindung zwischen den Erschließungen der Konquistadoren in Amerika und dem Krieg gegen den Islam so sicher, dass er die Eroberung Amerikas als eigentlichen “letzten Kreuzzug” benennt.

Die “schwarze Legende”
und das Vorbild der Muslime

Es braucht keine neue Aufzeichnung der Konquistadoren in der Neuen Welt: es ist eine von Grausamkeit und Gier monumentalen Ausmaßes. Trotzdem waren die Vorgehensweisen der Spanier dort – sie gaben Anlass zur Entstehung der Schwarzen Legende – genau das, was sie in der Schule der Kalifen gelernt hatten. Mit Louis Bertrand’s Worten: “Gier nach Gold, blutrünstige Überfälle, die fieberhafte Suche nach verborgenen Schätzen, Folter von Gefangenen zur Erpressung von Aussagen über diese verborgenen Orte – alle diese barbarischen Vorgehensweisen und Laster, die die Konquistadoren in Amerika zur Anwendung brachten, haben sie in den Schulen der Kalifen, Emire und maurischen Könige gelernt.” [24] In der Tat können alle Charakterzüge, die mit Spaniern assoziiert, und für die sie so gründlich von englisch sprechenden Historikern kritisiert wurden, auf den Kontakt mit dem Islam zurückverfolgt werden.

“Die übelste Angewohnheit, welche die Spanier übernommen hatten, war der Parasitismus der Araber und Nomaden Afrikas: auf Kosten der Nachbarvölker zu leben. Die Raubzüge wurden zu einer eigentlichen Institution ausgebaut; Plünderung, Erpressung und Piraterie als einzige Lebensgrundlage für bewaffnete Männer angesehen. Auf die gleiche Art und Weise, wie diese in maurischen Territorien ihren Lebensunterhalt verdienten, gewannen die Spanier später ihr Gold in Mexiko und Peru.”

“Sie führten auch dort die barbarischen hier zusammengefassten Praktiken der Araber ein:

– jedermann mit Feuer und Schwert bedrohen
– Fruchtbäume abholzen
– Ernten vernichten, ganze Landstriche verwüsten, um den Feind auszuhungern und gefügig zu machen
– überall Sklaven generieren
– die Bevölkerung der eroberten Länder zu Zwangsarbeit verdammen.

Alle diese verabscheuungswürdigen Vorgehensweisen lernten sie von den Arabern.”

“Die Sklaverei hielt sich während Jahrhunderten im christlichen Spanien genau so, wie es in islamischen Ländern üblich war. Ganz sicher haben die Spanier von den Arabern auch die Unnachgiebigkeit ihres Fanatismus und den Anspruch, wenn nicht gar die Auserwählten Gottes, so doch mindestens die katholischste Nation der Christenheit zu sein. Philip II., wie auch Abd er Rahman oder El Mansur, war ein Verteidiger des Glaubens.”

“Schließlich blieb es nicht ohne ansteckende Wirkung, dass die Spanier während Jahrhunderten mit ideologischen Fanatikern im Kontakt waren, die ihre Feinde kreuzigten und frohlockten, wenn sie Tausende von abgeschlagenen Schädeln zu Triumphhaufen auftürmten. Die Greuel der Araber und Berber war eine lehrreiche Schule auf der Halbinsel. Die Grausamkeit der Emire und Kalife, die ihre Brüder und Söhne mit eigenen Händen umbrachten, war Vorbild für Pedro den Grausamen und Henri von Trastamare, diese Würger in Würden – nicht besser als gemeine Mörder.” [25]

Woher kommt der mörderische Antisemitismus?

Eines der meist beklagten Charakteristika des mittelalterlichen Europas war sein virulenter und nicht selten gewalttätiger Antisemitismus. Allerdings gab es die extreme Form davon im mittelalterlichen Europa nicht vor dem 11. Jahrhundert. In der Tat wurden die ersten Massaker an europäischen Juden in Spanien durch den muslimischen Mob im frühen 11. Jahrhundert ausgeführt, 1011 in Cordoba und 1066 in Granada. Es ist zweifellos wahr, dass die Christen eine lange Geschichte von Antagonismus gegenüber Juden hatten, die schon vor der Anwesenheit des Islam vorhanden war. Die Gegnerschaft war beidseitig und jüdische Führer der frühen Jahrhunderte waren in ihrer Verdammung des Christentums genauso lautstark wie Christen gegenüber dem Judentum. Ernsthafte Gewalt zwischen den beiden Gruppen war allerdings unüblich und das erste wirkliche Pogrom, das in Europa von Christen gegen Juden angestrengt wurde, fand nicht früher als zu Beginn des ersten Kreuzzuges 1096 statt. Das sind 30 Jahre nach dem Massaker von Granada.

Seit der römischen oder vielleicht schon vor-römischen Zeit war Spanien die Heimat einer großen jüdischen Gemeinde. Als Folge der islamischen Eroberung von 711 kamen die Juden unter die Herrschaft eines Glaubens, der von Anfang an bösartig und gewalttätig antijüdisch war. Für die Muslime war die diesbezügliche Anleitung von ihrem Gründer Mohammed vorgegeben. Es ist überflüssig, alle antijüdischen Aussagen von Koran und Ahadith aufzuzählen, in denen die Hebräer als die hinterhältigsten, widerständigsten und unerbittlichsten Feinde Allahs dargestellt werden. Im Koran Sure 2, Verse 63–66 verwandelt Allah einige Juden, die den Sabbat nicht eingehalten hatten, in Affen: “Werdet ausgestoßene Affen”. Im Koran Sure 5, Verse 59-60 weist Er Mohammed an, die “Leute des Buches” an diejenigen zu erinnern, die “Allah verflucht hat und wem Er zürnt – und verwandelt hat Er einige von ihnen zu Affen und Schweinen…” Noch einmal hören wir in Sure 7, Vers 166 von den Sabbat-brechenden Juden: “Und als sie sich trutzig von dem Verbotenen abwendeten, sprachen Wir zu ihnen: ‘Seid verstoßene Affen!’”

Aus den gleichen Quellen wissen wir, dass die erste gewalttätige Aktion Mohammeds gegen die Juden den Banu Quaynuqa galt.

Dieser Stamm lebte in Medina unter dem Schutz der Stadt. Mohammed “ergriff die Gelegenheit eines zufälligen Tumultes” und befahl den Quaynuqa (oder Kainoka), seine Religion anzunehmen oder zu kämpfen. In den Worten von Edward Gibbon: “Der ungleiche Kampf war innerhalb von 14 Tagen beendet; nur mit starkem Widerstreben kam Mohammed dem beharrlichen Bedrängen seiner Verbündeten nach und erteilte die Zustimmung, das Leben der Gefangenen zu verschonen.” (Decline and Fall, Kapitel 50) Bei späteren Überfällen auf die Juden kamen die hebräischen Gefangenen nicht so gut weg.

Der berüchtigtste Überfall Mohammeds gegen die Juden erfolgte gegen die Banu Quraiza. Diesen Stamm, der nahe Medina siedelte, griff der Prophet mit seinen Kriegern ohne Vorwarnung an und nach der Niederlage wurden alle Männer jenseits der Pubertät geköpft. Einige islamische Autoritäten behaupten, Mohammed hätte bei der Exekution persönlich Hand angelegt. Die dem Tode geweihten Männer und Knaben – ihre Zahl wird mit 500 bis 900 angegeben – mussten den Graben für ihr zukünftiges Grab selber ausheben. Alle Frauen und Kinder wurden versklavt. Diese Taten werden im Koran als von Allah persönlich ausgeführt beschrieben und sind damit vollständig durch göttliche Zustimmung sanktioniert.

Der Vernichtung der Banu Quraiza folgte bald darauf der Angriff auf die Juden in Khaybar. Bei diesem Überfall befahl der Prophet, dass man ein jüdisches Stammesoberhaupt foltere, um Informationen über einen verborgenen Schatz zu erhalten. Nachdem man letzteren gefunden hatte, wurde der Mann geköpft.

Was hatte Mohammeds scheinbar unerbittliche Feindschaft gegen die Juden verursacht? Laut Edward Gibbon war es die Verweigerung der Juden, ihn als ihren lange erwarteten Messias anzuerkennen „die seine Freundschaft in unerbittliche Feindschaft – mit der er diese unglücklichen Menschen bis zu seinem Tode jagte – verwandelt hatte. Diese Doppelrolle als Apostel und Eroberer konnte (und kann) er auch von seinem Grab aus verfolgen.“ (Decline and Fall, Kapitel 50)

Waren die Muslime je tolerant gegen die “Schriftbesitzer“?

Es ist eine weit verbreitete historische Fiktion, dass sich – abgesehen von der Verfolgung der arabischen Juden durch den Propheten – Muslime und Islam generell nachsichtig gegenüber den Schriftbesitzern gezeigt hätten; letzteren wurde im allgemeinen der Dhimmi („Schutz“) Status der islamischen Umma (Gemeinde) gewährt. Den erhielten auch die Christen, er schloss aber – wie Bat Ye’or ausführlich gezeigt hat – keine Rechtsgleichheit mit den Muslimen ein. Im Gegenteil: die Dhimmis waren bestenfalls einer ganzen Batterie von diskriminierenden und erniedrigenden Gesetzen sowie endloser Ausbeutung ausgeliefert.

Schlimmstenfalls konnten sie auf der Straße ohne Hoffnung auf gesetzliche Wiedergutmachung ermordet werden. Eine der übelsten Maßnahmen gegen sie war das Gebot des Tragens einer bestimmten Farbe, damit sie, zwecks Ausbeutung und Mißbrauch, leichter erkennbar waren. Bat Ye’or weist darauf hin, dass dieses Gesetz gleich zu Beginn des Islam vollstreckt wurde. Es gab keine kontinuierliche Gewalttätigkeit, aber die Ausbeutungs- und Mißbrauchsmuster, die vom Propheten im Arabien des 7. Jahrhunderts initiiert worden waren, wiederholen sich durch die gesamte Geschichte hindurch. Die ersten Judenmassaker in Europa, die vom muslimischen Mob in Spanien vom Stapel gerissen wurden, folgten auf vorangegangene in Nordafrika und waren die Fortführung der Vernichtung arabischer Stämme und Völker durch Mohammed.

Es gab aber auch Zeiten, in denen ein Anflug von Toleranz gegenüber den Juden und Christen gezeitigt wurde. Es konnte gar nicht anders sein. Als die Araber während des 7. Jahrhunderts die riesigen Gebiete von Mesopotamien, Syrien und Nordafrika erobert hatten, befanden sie sich in einer kleinen Minderheit, die über eine enorme Anzahl von Christen und einen geringeren Anteil von Juden regierten. Also mußten sie die Sache mit Vorsicht vorantreiben. Wie alle Eroberer lernten die Araber schnell, jegliche internen Konflikte auszunützen; hauptsächlich war es in ihrem Interesse, die Christen und Juden zu entzweien. Vor allem kam das in Spanien zum Tragen, wo die jüdische Bevölkerung sehr groß war. Eine vereinigte jüdisch-christliche Front hätte extrem gefährlich sein können, so war es gänzlich im Interesse der Eroberer, Zwietracht und Argwohn zwischen diesen beiden Gemeinden zu säen. Hier die Worte von Bat Ye’or: „Die arabischen Invasoren wussten, welchen Vorteil sie vor Ort aus den Uneinigkeiten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen schlagen konnten, um ihre eigene Autorität zu etablieren. Erst bevorzugten sie die eine, dann die andere, immer mit der Absicht, jede durch die Strategie ‘Teile und Herrsche’ zu schwächen und zu ruinieren.“ [26]

Willkür im muslimischen Spanien

In Spanien und anderswo waren die jüdischen Gemeinden generell sowohl gebildet als auch vermögend. Jüdische Ärzte, Wissenschaftler und Kaufleute konnten von jeder Herrschergruppe nutzbringend angestellt werden. Auch die Araber machten davon Gebrauch. Manche, wie zum Beispiel Ibn Naghrela, stiegen in prominente Positionen auf. Die internationalen Verbindungen der Juden sowie ihre Sprachgewandtheit entpuppten sich für die neuen Herrscher als sehr gewinnbringend. Erstere fanden sich öfters in der Rolle als Vermittler zwischen Muslimen und Christen wieder. Der Genuss dieser Bevorzugung war aber, obwohl vorhanden, vorübergehend und ungewiss. Es gab niemals eine reale Sicherheit wie die Massaker von 1011 und 1066 nur allzu deutlich zeigen. Andererseits war es durchaus im Interesse der Muslime, dass die Christen glaubten, die Juden würden von ihnen bevorzugt. Ein Teil dieses Mythos war die Idee „die Juden“ hätten in Tat und Wahrheit die Muslime bei der Eroberung des Landes unterstützt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Story wahr ist, muss als sehr gering erachtet werden; speziell wenn wir an die Judenmassaker denken, die Mohammed selbst lediglich ein paar Jahrzehnte vorher in Arabien inszeniert hatte. Kein anderes Volk hatte bessere internationale Verbindungen als die Juden, eine Nation von Kaufleuten par excellence. Die spanischen Juden waren sich gewiss über das Verhalten von Mohammed im klaren, lange bevor die ersten muslimischen Armeen in Spanien gelandet waren. Trotzdem wurde die Geschichte verbreitet, die Juden hätten den Muslimen geholfen; zweifelsohne wurde sie als Teil der oben beschriebenen Strategie von den muslimischen Invasoren selbst genährt.

Während des gesamten 10. und 11. Jahrhunderts wütete der Krieg zwischen Christen und Muslimen um den Besitz der iberischen Halbinsel. Dieser Konflikt wuchs allmählich zu einer eigentlichen Kollision zwischen den beiden Zivilisationen an, indem beide Seiten ihre Glaubensbrüder von nah und fern um Hilfe baten. Das Heiligengrab von Santiago de Compostela wurde der Versammlungsort sowohl der Christen aus dem Norden wie auch derjenigen aus Frankreich und Deutschland, welche die Pyrenäen überquerten, um sich am Kampf gegen den Islam zu beteiligen. Ihre christlichen Alliierten in Spanien waren bereits der Überzeugung, dass sich die Juden heimlich mit den Muslimen verbündet hatten. Sie waren sich gewiss, dass die Juden den Muslimen bei der Eroberung des Landes geholfen hätten, und sie kamen mit der muslimischen antisemitischen Haltung in Berührung, welche sie nun zu übernehmen begannen. Es wird als allgemeines Faktum anerkannt, dass die Krieger, welche sich später dem ersten Kreuzzug anschließen würden, ihren Antisemitismus in Spanien gelernt hatten. Steven Runciman sagt dazu Folgendes: „Schon während der spanischen Kriege zeigte sich eine gewisse Neigung unter den christlichen Armeen, die Juden zu malträtieren.“ [27] Weiter meint er, dass Papst Alexander II. zur Zeit des Feldzuges nach Barbastro – Mitte des 11. Jahrhunderts – den Bischöfen Spaniens schrieb und sie ermahnte, dass es vielerlei Unterschiede zwischen den Muslimen und Juden gäbe. Erstere wären unversöhnliche Feinde der Christen, während letztere bereit wären, mit ihnen zu arbeiten. In Spanien jedoch „hätten die Juden eine derartige Vorzugsstellung seitens der Muslime genossen, dass sich die christlichen Rückeroberer nicht dazu bewegen konnten ihnen zu trauen.“ [28] Dieser Vertrauensmangel wird in mehreren zeitgenössischen Dokumenten bekräftigt, welche Runcimann auch aufgelistet hat.

Etwas mehr als ein Jahrzehnt, nachdem die christlichen Ritter aus Frankreich und Deutschland ihre Glaubensbrüder dabei unterstützten, die Stadt Toledo von den Muslimen zurückzuerobern, bereiteten sich manche von ihnen auf den ersten offiziellen Kreuzzug vor. Doch vorher beteiligten sie sich noch an einem Massenmord an mehreren tausend Juden in Deutschland und Böhmen – einer in der damaligen europäischen Geschichte beispiellosen Gräueltat.

Im Licht der Tatsache, dass diese Pogrome von Kriegern verübt wurden, welche ihr Kriegshandwerk in Spanien gelernt hatten und dass solche Abscheulichkeiten bis dahin in Europa unbekannt waren, nehmen wir dies als starkes Indiz an, dass die Christen von islamischen Ideen beeinflußt waren.

Ich möchte nun abschließend nicht behaupten, es habe unter Christen vor dem Aufstieg des Islam keinen Antisemitismus gegeben. Natürlich gab es den. Doch hatten die islamische Beeinflussung sowie der im 7. Jahrhundert beginnende, schreckliche Kampf zwischen den beiden Ideologien des Christentums und des Islam eine zutiefst schädigende Wirkung auf die Juden. Erst dann begann der virulente und mörderische, für das Mittelalter charakteristische Antisemitismus in das europäische Leben einzudringen.

War die christliche Kirche durchwegs korrupt?

Der zweifelsohne negative Einfluß des Islam auf den Charakter und die Kultur Spaniens sowie anderer Mittelmeerländer sollte uns nicht gegenüber der Tatsache blind machen, dass die christliche Botschaft nie wirklich verloren ging und dass die Kirche als eine Institution nie total korrumpierte. Nach dem Aufstieg der germanischen Königreiche im 5. Jahrhundert arbeitete die Kirche hart daran, die Rechte der Sklaven und Kleinbauern gegenüber der Habgier und Leidenschaft der grimmigen Kriegerklasse, welche nun in Spanien, Gallien und Italien herrschte, aufrecht zu erhalten. Dies taten sie auch während der Zeitspanne der muslimischen und der wikingischen Invasionen.

„Im 10. und 11. Jahrhundert gab es (weiterhin) Auseinandersetzungen zwischen den Adligen und der Kirche betreffend der Rechte der Kleinbauern. Erstere wollten den Leibeigenen sämtliche Grundrechte wegnehmen bis hin zur Aberkennung ihrer Seele sowie der Verweigerung ihre Partnerschaften als ‚Ehen’“ zu bezeichnen.“ [29]

Sidney Painter bemerkt weiter, dass die Kirche diesen Kampf gewonnen hatte – allerdings nicht ohne gewaltigen Widerstand seitens des Adels. Das Ringen um die Rechte der Armen setzte sich während des gesamten Mittelalters und auch darüber hinaus fort. So bot die Kirche den Armen und Notleidenden zum Beispiel kostenlose medizinische Versorgung sowie Almosen und Schutz an. Sie ging sogar noch einen Schritt weiter, indem sie Gesetze gegen Spekulation wie etwa fixierte Brot- und Getreidepreise sowie die verschiedenen Verordnungen erließ, welche das Zunftwesen regelten. Die Kirche regulierte zudem die Kriegsbestimmungen, weshalb die mittelalterlichen Konflikte, zumindest in Europa, bei weiten nicht so gewalttätig waren, wie man gemeinhin annimmt. Der Autor schreibt dazu:

„Auch wenn die Könige und Feudalherren im Mittelalter angeblich ernsthafte Kriege fochten, waren diese nicht blutig. Während der bedeutenden und entscheidenden Schlacht zu Lincoln im Jahre 1217 kämpften rund 600 gegen 800 Ritter und nur einer verlor das Leben, was als schrecklicher und unglücklicher Unfall bezeichnet wurde.“ [30]

Zweifelsohne trug der mittelalterliche Brauch, wichtige Geiseln für Lösegeld verkaufen zu können als ökonomisches Motiv zur beachtlichen Unwilligkeit gegen letale Kraftanstrengung bei. Es ist aber ebenso offensichtlich, dass die Idee der Ritterlichkeit mit ihrem überzeugend christlichen Beiklang stark moderierend wirkte.

Die Kreuzzüge

Vergessen wir zudem nicht, dass es – obwohl man annehmen könnte, die europäischen Christen hätten sich während den auf den ersten Kreuzzug folgenden Jahrhunderten durch und durch an die Idee des Kämpfens und Tötens für Christus gewöhnt – viel gegenteiliges Beweismaterial gibt. Mit den Worten von Jonathan Riley-Smith war die Idee von Gewalt im Namen Christi, als sie im 11. Jahrhundert zuerst lanciert worden war, total neu. [31] „Der Gedanke eines frommen Krieges war radikal; so ist es überraschend, dass es scheinbar keine Proteste von ranghohen Kirchenmännern gegeben hat.“ [32] Wie dem auch sei, die Christen haben sich nie wirklich mit dieser Idee befreundet, und der Enthusiasmus für Kreuzzüge nahm schnell (wieder) ab. Der Autor schreibt weiter, dass nach dem Erfolg des ersten Kreuzzugs der Nachwuchs neuer Rekruten sogar innerhalb derjenigen Gruppen und Familien, welche ihn am stärksten unterstützt hatten, unverzüglich austrocknete. Diese fanden im Gegenteil wieder zu den traditionellen friedlichen Pilgerreisen ins Heilige Land zurück. [33] Wir müssen auch individuelle Statements wie dasjenige von Roger Bacon, einem englischen Franziskaner hervorheben, welcher ca. 1260 die eigentliche Kreuzzugsidee kritisierte, indem er argumentierte, solche militärische Aktionen würden es verhindern, dass Muslime friedlich konvertiert werden können. [34] Man stelle dies der islamischen Einstellung gegenüber, in welcher alle Krieger, die für den Jihad sterben, „Märtyrer“ sind, welchen die sofortige Belohnung von 72 Jungfrauen im Paradies zugute kommt.

Dieser Kontrast spiegelt sich auch in den Worten von Gregory Palamas, einem orthodoxen Metropoliten wieder, welcher sich im Jahre 1354 in türkischer Gefangenschaft befand:

“… diese niederträchtigen, von Gott gehassten Menschen prahlen damit, dass sie die Römer (Byzantiner) durch ihre Gottesliebe besiegt hätten … Sie leben via Pfeilbogen, Schwert und Ausschweifungen, sie haben einen Lustgewinn, indem sie Sklaven erbeuten, sich dem Morden, Brandschatzen und Plündern hingeben … es ist nicht nur, dass sie diese Verbrechen begehen, sie glauben auch – welch eine geistige Verirrung – dass ihr Gott dies billigt.“ [35]

Wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass bei der Eroberung der Neuen Welt durch die Spanier ein Großteil ihrer Exzesse von individuellen und unkontrollierten Abenteurern verübt wurde, über welche die königlichen und kirchlichen Autoritäten wenig Aufsicht hatten. Zudem dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass der Brauch, die Urbewohner der Neuen Welt zu versklaven, aufgrund von enormem und kontinuierlichem Druck seitens vieler humaner und mutiger Kirchenmänner letztendlich aufgegeben wurde.

Es wäre also falsch anzunehmen, dass inmitten der Kreuzzüge, der Inquisition und der Kolonisierung Amerikas die ursprüngliche Seele und Lehre des Zimmermanns aus Galiläa unwiderruflich verloren gegangen wäre. Trotzdem setzte die gewalttätige Welt die Kirche vielen Belastungen aus, und die Botschaft von Christus wurde zweifelsohne verdünnt.

Die Barbaren übernehmen
die römische Kultur und das Christentum

Die Demontage der römischen Macht im 5. Jahrhundert sowie die Überflutung der westlichen Provinzen durch die barbarischen Horden produzierten eine Wiedergeburt des militärischen Kriegsgeistes in Europa, der ja auch Rom in seinen früheren Jahren beflügelt hatte. Die Barbaren begannen sich jedoch anzupassen nachdem sie sich einmal in den westlichen Provinzen angesiedelt hatten. Dabei spielte der christliche Glaube auch eine Rolle. Sogar Neuankömmlinge wie die Franken und die Langobarden im späten 5. und 6. Jahrhundert, fielen dem zivilisierenden Zauber von Rom und dem Christentum anheim. Die wilden Gebräuche der Männer welche noch eine Generation vorher in den Wäldern und unwirtlichen Gebieten Deutschlands gehaust hatten, wurden bald in den gallischen Rebhängen und den spanischen Olivenhainen temperiert. Aber dann im frühen 7. Jahrhundert, gerade als der Westen dabei war wieder romanisiert zu werden, erschien ein neuer Feind am Horizont, der sich weder besänftigen noch christianisieren ließ.

Der religiöse Fanatismus der Muslime

Zu den gewöhnlichen Kriegsschrecken fügten die muslimischen Invasoren nun noch das neue und gefährliche Element des religiösen Fanatismus hinzu. Hier waren Eroberer zugange, welche nicht nur darauf aus waren, zu plündern und zu versklaven, sondern es auch auf die Ausrottung oder doch zumindest die Unterdrückung des christlichen Glaubens abgesehen hatten. Im Kampf gegen die Barbaren aus Germanien und den Gebieten der Skythen ging es für die westlichen Christen um den Besitz ihrer Häuser und Ländereien; solche Feinde waren ja nicht darauf aus, die christliche Religion zu zerstören. Die Christen konnten vielmehr glauben, was sie wollten, und viele der Barbaren bewiesen tatsächlich gleich von Anfang an, dass sie vom christlichen Glauben beeinflusst oder sogar konvertiert werden konnten.

Bei den Muslimen war das nie der Fall. Sie waren die „Unkonvertierbaren“; Männer, welche getrieben von ihrem eigenen religiösen Eifer, einen gezielten Krieg führten, um ihren Glauben zu verbreiten. Diese Feindschaft wurde auch im Laufe der Zeit nicht gemildert.

Muslimische Piraten und Sklavenjäger

Nach der Invasion von Süditalien, Spanien, Sizilien, Sardinien und Korsika durchkämmten muslimische Freibeuter während Jahrhunderten das Mittelmeer und die Küstengebiete im Süden Frankreichs sowie Italiens, indem sie raubten, mordeten und versklavten. Mit der Ankunft des Islam sah das mediterrane Europa zumindest bis ins frühe 19. Jahrhundert keinen Frieden mehr. Muslimische Freibeuter wie die Berberpiraten, welche in Nordafrika stationiert waren, terrorisierten den Mittelmeerraum bis hin zum Ende der napoleonischen Kriege.

Der Kreuzzug gegen Mahdia

Muslimische Armeen, erst diejenigen der Almoraviden und später der Ottomanen, lancierten im Süden Europas periodische Invasionen im großen Stil. Dazwischen waren muslimische Piraten und Sklavenhändler unaufhörlich an Raubzügen in die Küstensiedlungen Spaniens, Südfrankreichs, Italiens, Dalmatiens, Albaniens, Griechenlands sowie allen mediterranen Inseln beteiligt. Dies ereignete sich ebenfalls während vieler Jahrhunderte; als Analogie stelle man sich vor, wie es gewesen wäre, wenn die Razzien der Wikinger im Norden Europas 1000 Jahre gedauert hätten.

Es wird geschätzt, dass zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert die in Nordafrika ansässigen muslimischen Piraten bis zu 1,25 Millionen Europäer gefangen genommen und versklavt hatten. [36] Sie attackierten auch Norwegen und Island, konzentrierten sich aber vor allem auf die Küstengebiete Spaniens, Frankreichs und Italiens; schlussendlich waren große Landstriche entlang der Küste wegen der Bedrohung nicht mehr bewohnbar.

Die Auswirkungen dieser unaufhörlichen Gewalt scheinen bisher weder sorgfältig studiert noch ganz verstanden worden zu sein. Die Bevölkerung der mediterranen Küstengebiete musste lernen, in einem Zustand konstanter Wachsamkeit und Angst zu leben und bei Bedarf unverzüglich militärische Bereitschaft zu erstellen. Befestigungen mussten gebaut werden, und junge Männer erhielten Waffentraining. Es entwickelte sich eine semiparanoide Kultur in welcher töten und getötet werden die Norm oder zumindest nicht unüblich war. Es wundert einen nicht, dass die Bewohner dieser Gebiete, im speziellen in Süditalien, Sizilien, Spanien, Korsika sowie Teilen von Griechenland und Albanien mit der Zeit ihre eigene gewalttätige und unnachgiebige Kultur entwickelten. So kam es, dass der Geist der Inquisition vor allem in Spanien beheimatet war. Ebenso wenig ist es erstaunlich, dass sich im 15. und 16. Jahrhundert von dort aus die heiligen Krieger auf den Weg machten, um die Bewohner der neuen Welt im Namen Christi zu bezwingen. [37]

Natürlich kann man in Tat und Wahrheit dem Christentum und seiner Kirche nicht gänzlich eine Eigenschuld aberkennen für das, was sich während Jahrhunderten nach dem ersten Kreuzzug abgespielt hatte. Zweifelsohne leisteten Teile der christlichen Doktrin ihren Beitrag. Die eng ausgelegte Lehre, welche die Wahrheit und Errettung allein auf die christliche Gemeinde beschränkte, produzierte gewiss eine intolerante und irrationale Haltung gegenüber Andersgläubigen. Schlussendlich scheint es jedoch, dass sich ohne die kontinuierliche, pausenlose und während vieler Jahrhunderte stattfindende, muslimische Gewalt gegenüber dem Christentum, Europa in eine ganz andere Richtung entwickelt hätte, und der raubgierige Militarismus seit dem Beginn der Kreuzzüge niemals entstanden wäre.

Was wäre wenn … ?

Was wäre denn ohne den Islam geschehen? Natürlich kann das nicht mit Sicherheit gesagt werden. Es scheit jedoch offensichtlich, dass die „mittelalterliche“ Welt, wie wir sie kennen, niemals entstanden wäre. Diese Periode wäre wohl viel weniger „mittelalterlich“ und weit römischer gewesen. Es ist wahrscheinlich, dass Byzanz das kulturelle Niveau, welches im späten 6. Jahrhundert schon weit fortgeschritten war, noch weiter vorangetrieben hätte. Der Bruch zwischen Byzanz und Rom wäre vielleicht nicht geschehen oder zumindest nicht so erbittert gewesen, so dass Westeuropa seine „Renaissance“, das Wiederaufblühen der klassischen Zivilisation eventuell bis zu einem Jahrtausend früher erlebt hätte. In Tat und Wahrheit hätte wohl dieses Gebiet im späten 7. Jahrhundert dem damaligen Byzanz mit seinen expandierenden Städten sowie seinem florierenden kulturellen und intellektuellen Leben geglichen. Die wikingischen Raubzüge wären entweder nicht geschehen oder zumindest nicht so destruktiv gewesen. Es hätte auch keine Kreuzzüge gegeben, denn es gab ja keinen Islam, gegen den man loszuziehen brauchte. Das Ausbleiben von wikingischer und islamischer Einflussnahme würde bestimmt zur Entwicklung einer friedfertigeren Kultur beigetragen haben. Zudem ist zweifelhaft, ob sich ohne islamische Einwirkung die speziell virulente Form von Antisemitismus, welche Europa vom 11. Jahrhundert an charakterisierte, entwickelt hätte. Das Fehlen eines externen und gefährlichen Feindes hätte eine paranoide Entwicklung betreffend Themen wie „Häresie“ und „Hexerei“, welche Europa in den Würgegriff nahm, verhindert. Wahrscheinlich hätte es auch keine Inquisition gegeben. Und ohne das islamische „Vorbild“ bezüglich Sklaverei würde sich sowohl der Kontakt mit den Eingeborenen der Neuen Welt als auch mit den Bewohnern Schwarzafrikas anders gestaltet haben.

So viel zu einer Welt ohne Islam. Was aber, wenn der Islam triumphiert hätte, und Europa im 7. und 8. Jahrhundert muslimisch geworden wäre? Kein geringerer als Edward Gibbon dachte über ein mögliches Ergebnis einer islamischen Eroberung Frankreichs nach. Er bemerkte, dass in einem solchen Fall ganz Westeuropa unausweichlich gefallen wäre, und der Dekan von Oxford die wahren Lehren des Korans einer beschnittenen Zuhörerschaft erläutert hätte. Von einer solchen „Kalamität“, bemerkte Gibbon, wurde das Christentum durch den Sieg Karl Martells bei Tours im Jahre 732 gerettet. Die islamische Eroberung Europas hätte aber weit ernsthaftere Konsequenzen gezeitigt. Wie das islamische Protokoll anderswo aufzeigt, ist es wahrscheinlich, dass der Kontinent in ein dunkles Zeitalter abgetaucht wäre und sich nicht mehr davon erholt hätte. Wenn wir nach einem solchen europäischen Modell Ausschau halten, können wir auf Albanien oder den Kaukasus des 19. Jahrhunderts blicken. Diese von halb islamisierten Stämmen bewohnten Regionen waren Theaterbühnen ewiger Fehden. Einem Europa unter der Fuchtel des Islam wäre es nicht anders ergangen: eine hinterwäldlerische und extrem dünn besiedelte Öde umkämpft von muslimischen Stammesfürsten. Diese Bedingungen hätten bis in dieses Jahrhundert angedauert. Es wären vielleicht ein paar größtenteils verrottende kleine urbane Zentren zum Beispiel in Italien, Frankreich und Spanien übrig geblieben, Gebiete, in welchen ein verarmter und grausam unterdrückter Restbestand von Christen existiert. In Rom würde der Papst über einen elenden und zerfallenden Vatikan präsidiert haben, dessen hauptsächliche Monumente wie der ursprünglich von Konstantin errichtete Petersdom schon längst in Moscheen verwandelt worden wären. In einem solchen Europa wäre das gesamte Erbe der klassischen Zivilisation in Vergessenheit geraten. Die „Moderne“ wüsste weder von Cäsar und seinen Feldzügen noch von den griechischen Kriegern und Philosophen. Die großen Namen wären verloren gegangen; keinem Kind wäre Troja, Mykene, Marathon oder die Thermopylen ein Begriff. Die Geschichte Ägyptens und all der großartigen Zivilisationen des Nahen Ostens läge im Sand dieser Gebiete begraben.

Es hätte auch kein Hochmittelalter gegeben mit seinen gotischen Kathedralen, keine Renaissance, keine Aufklärung, kein Zeitalter der Wissenschaft. Zudem hätte der Fall Europas auch grenzüberschreitende Konsequenzen gehabt und das 21. Jahrhundert sähe ein islamisches, unterbevölkertes sowie verarmtes Indien, welches die Existenz Chinas – der möglicherweise letzten bedeutenden nicht-muslimischen Zivilisation – bedrohen würde. Das Kriegsgeschehen zwischen diesen beiden Opponenten wäre dann als vor-modern zu bezeichnen. Obwohl primitive Gewehre und Kanonen im Einsatz sein könnten, blieben das Schwert und der Pfeilbogen die wichtigsten Waffen und die Einsatzregeln wären barbarisch.

Dies sind jedoch alles was wäre wenn Szenarien. Die Geschichte hat sich ereignet und kann nicht ungeschehen gemacht werden. Wenn wir jedoch die Fehler der Vergangenheit meiden wollen, ist es wichtig, dass wir verstehen, was passiert ist und warum.

Quellen:

[1] Painter, op cit., p. 303
[2] Briffault, op cit., p. 217
[3] Ibid. p. 219
[4] Ibid. p. 217
[5] Trevor-Roper, op cit., p. 143
[6] Ibid., p. 133
[7] Ibid., p. 137
[8] Muhammad said, “If anyone changes his religion, kill him.” (Bukhari, Vol. 9, book 84, no. 57).
[9] Bat Ye’or, op cit., pp. 60-1
[10] Ibid., p. 61
[11] Trevor-Roper, op cit., p. 159
[12] Lactantius, “The Divine Institutes, in “Fathers of the Third and Fourth Centuries,” in The Ante-Nicene Fathers, 156-7.
[13] John Chrysostom, Homily XLVI, in George Prevost, trans. “The Homilies of St. John Chrysostom” in Philip Schaff, ed. A Select Library of the Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church, Vol. X (Eedermans, Grand Rapids, MI, 1986), p. 288
[14] St Augustine, Letter C, in “Letters of St. Augustine,” in J. G. Cunningham, trans. in A Select Library of the Nicene (etc as above)
[15] Colin Wilson and Christopher Evans, (eds.) Strange but True (Parragon Books, 1995), p. 285
[16] Ibid. p. 285
[17] Bertrand, op cit., p. 76
[18] Trevor-Roper, op cit., p. 147
[19] Ibid., p. 17
[20] Ibid.
[21] Ibn Khaldun, The Muqaddimah: An Introduction to History Vol. 1 (Trans. Franz Rosenthal, Bollingen Series 43: Princeton University Press, 1958), p. 480. Cited from Bat Ye’or, The Dhimmi, p. 162
[22] Bertrand, op cit., p. 163
[23] Ibid.
[24] Ibid., p. 159
[25] Ibid., p. 160
[26] Bat Ye’or, op cit., p. 87
[27] Steven Runciman, The History of the Crusades, Vol. 1 (London, 1951), p. 135
[28] Ibid.
[29] Painter, op cit., p. 100
[30] Ibid., p. 119
[31] Jonathan Riley-Smith, “The State of Mind of Crusaders to the East: 1095-1300,” in Jonathan Riley-Smith (ed.) Oxford History of the Crusades, p. 79
[32] Ibid., p. 78
[33] Ibid., pp. 80-2
[34] Alan Forey, “The Military Orders, 1120-1312,” in Jonathan Riley-Smith (ed.) Oxford History of the Crusades, p. 205
[35] Robert Irwin, “Islam and the Crusades: 1096-1699,” in Jonathan Riley-Smith (ed.) Oxford History of the Crusades, p. 251
[36] http//:en.wikipedia.org/wiki/Barbary_pirates
[37] We should not forget of course that the Conquistadors usually acted without official sanction, and that the Church, often in co-operation with the Spanish Government, worked very hard to control their excesses.

Von Emmet Scott (April 2012) Quelle

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3 Antworten zu Pflichtlektüre

  1. Tangsir schreibt:

    Aus aktuellem Anlass habe ich diesen Artikel geupdated und davor eine einleuchtende Erklärung mit Links davor gestellt. PI-Leser sind christlich-verseuchte Nazis und sind unter keinen Umständen Religionskritiker, sondern ungebildete und hässliche Nazis. Gebt dieser Nazi-Truppe keine Chance!

  2. bgakassel2014 schreibt:

    und sind definitiv nicht „antideutsch“

    • Tangsir schreibt:

      Und ob ihr Antideutsche seid. Weder ist eure Israelsolidarität glaubhaft, noch euer sogenannter „Islamkritik“, denn die richtet sich nur gegen orieantlische Menschen. Hinzu kommt, dass PI stark christlich verseucht und daher in der Tradition der Nazis steht.

      Mal ganz abgesehen von der Unterstützung von PI-News für die Afshar-türkische Seite Parse&Parse, die kriminell und antiiranisch ist.

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