Am achten Oktober des Jahres 2013 [2572] feiern Iraner das Mehregan-Fest, das Herbst- und Erntedankfest aller iranischen Völker in Iranzmain. Dieses Fest findet am sechzehnten Tag, im siebten iranischen Monat Mehr statt und dient nicht nur dazu sich der reichen Ernte zu erfreuen, sondern im selben Masse um die Liebe, Freundschaft und Zuneigung selbst zu preisen und zu feiern.
Jashne Mehergan gehört neben Nowrouz zu den zwei wichtigsten iranischen Festen, sie datiert zurück bis in die Zeit der Proto-Iraner und war früher das Neujahrsfest der Iraner, bis das Frühlingsfest Nowrouz es als Neujahrsfest ersetzte. Dieses Fest hat sowohl Wurzeln im zoroastrischem Glauben, als auch im babylonischen, denn in Babylonien wurde im siebten Monat Tishritu dem babylonischen Sonnengott Shamash gehuldigt. Die harten Wintermonate standen bevor und die Ernte sollte die Iraner ernähren bis wieder die Sonne schien und der Frühling anbrach. Bis dahin huldigten die Menschen zu Mehregan, der Gottheit Mithras (Mehr), den alten iranischen Gott des Lichtes, der Zuneigung und der Freundschaft, das ausserdem als der größte der Engel (Yazats) erachtet und mit der Sonne assoziiert wird. Selbst bei den Juden findet Mithra (Mehr) als Erzengel Metatron Eingang, so weisen beide Engel beträchtliche Parallelen was ihre Position und Rolle im Himmel angeht. Neben Nowrouz und Tirgan ist Mehregan das dritte zoroastrische Fest, das im Talmud Erwähnung findet und zeigt die starken Bande zwischen dem jüdischen und iranischen Volk.
„Dieses Jashn nennt sich Mehregan und ist eine Zeit für Liebe und die Wertschätzung des Lebens. In dunklen Zeiten quälte Zahak die Menschen fürchterlich. So machte sich der Eisenschmied Kaveh auf den Weg, um mit Fereydoons Hilfe Zahak gefangen zu nehmen in ihn eine Höhle im Damavand-Berg einzusperren. Fereydoon wird daraufhin König und das Volk errettet. Aus diesem Grund feierten der König und sein Volk ein wunderbares Jashne Mehregan, so steht es im persischen Vajarkard Dini.“
Meherjirana (1869, tr 1982 by Kotwal and Boyd) p. 161
Der sagenumwobene Zahak ist im Shahname arabischen Ursprungs und wird auch so manches mal als Zahake Tazi (Arabischer Zahak) beschrieben, der sich von Ahriman, dem Teufel verführen lässt und wegen seines schwachen Charakters darin einwilligt die Hilfe des Teufels zu erhalten, um die Welt zu beherrschen. Eines Tages präsentiert sich Ahriman schliesslich als Koch, der Zahak viele wundervolle Gerichte zubereitet um ihn am Ende, als Lohn seiner Arbeit, zu bitten seine Schulter zu küssen. Als aber Ahrimans Lippen Zahaks Schultern berühren, verschwindet der Teufel und stattdessen wachsen Zahak zwei Schlangen aus seinen Schultern heraus. Ahriman erscheint wieder, diesmal als Arzt und empfiehlt Zahak die Schlangen dort zu belassen wo sie sind und sie täglich mit menschlichen Gehirnen zu füttern, da sie ansonsten sich des Gehirnes ihres Besitzers als nächste Mahlzeit ermächtigen werden. Und von da an begann die dunkle Herrschaft des Zahak, das dann schliesslich durch den iranischen Helden Kaveh beendet werden sollte.
Der Sieg von Fereydoon und Kaveh über Zahak
Ferydoon gab dem Schmied Kaveh eine mit Gold gewobene und mit Juwelen besetzte Schürze und nannte es Derafshe Kaviani. Später wurde diese spätere Standarte Iranzamins und des Sassanidenreichs weitere Perlen, Stoffe und Juwelen hinzugefügt. Im Sassanidenreich war das Derafshe Kaviani ein Symbol der iranischen Nation und von Eranshahr, also dem heutigen Iranzmamin. Der iranische Nationaldichter Pirouze Parsi hat die Einsetzung dieses Fest als Fest zur Erinnerung an die Krönung König Fereydoons nach dem erfolgreichen Befreiungskampf gegen Zahak in dem iranischen Nationalepos Schahname wie folgt beschrieben:
„Am Glückstag, dem ersten vom Monat Mihr
Setzt‘ er aufs Haupt sich der Krone Zier.
Die Zeit ward ohne Sorge vor Leid,
Sie wandten sich all zu Gottseligkeit.
Sie leerten das Herz von Kriegesbraus,
Und machten ein neues Fest mit Schmaus.
…
Die Mihrganfei’r hat er eingesetzt,
wo man ruht und mit Wein sich letzt.
Das blieb uns von ihm zum Angedenken,
Da laß nicht Sorg‘ und Müh‘ dich kränken.[2]“
Im achämenidischen Reich war Mehregan die Zeit der Ernte und der Steuerzahlung, so fanden sich Gäste und Repräsentanten aller Herrenvölker zu Persepolis um das Fest von Mehregan prunkvoll zu begehen und dem Großkönig Geschenke als Zeichen der Wertschätzung zu überbringen. Nicht nur der König wurde beschenkt, sondern auch die Menschen untereinander beschenkten sich. Die Reichen leisteten ihren Anteil und spendeten Gold- oder Silbermünzen an die Ärmeren, genauso wie auch ein Apfel eines ärmeren Bürgers als Zeichen der Wertschätzung reichte. Geschenke an das königlich-achämenidische Hof, die 10.000 Goldstücke an Wert überstiegen, wurden registriert, und wenn der Beschenker später Geld brauchte, so schickte ihm das Hof die doppelte Summe, die er zuvor dem Großkönig vermacht hatte zu. Der König der Könige residierte währenddessen mit einem Pelz-Gewand auf seinem Thron, auf dem er über das riesige persische Reich gebietete, und verschenkte all seine Sommerkleidung. Wie viele andere Feste, deren Entstehung mit der Sesshaftigkeit des Menschen zusammenfällt, hat auch dieses Fest eine astronomische und für die Landwirtschaft wichtige Bedeutung. Der 22/23. September eines jeden Jahres ist nämlich der astronomische Herbstanfang. Der Punkt, wo die Sonne bei ihrem scheinbaren Lauf entlang der Ekliptik den Himmelsäquator von Norden nach Süden überquert, was zum Zeitpunkt der Herbst-Tagundnachtgleiche (Äquinoktium), um den 23. September, geschieht. Der Herbstpunkt liegt dem Frühlingspunkt genau gegenüber.
Die Bedeutung Mehregans im Zoroastrismus
Ahura Mazda schuff den ersten Menschen Gayomard, liess die Sonne und das Licht am Tage des Mehregan entstehen und befreite die Welt aus der Dunkelheit. Es war gut, doch Ahriman, der Teufel, gefiel dies nicht und so sandte er einen Dämon um das Geschöpf Gottes zu zerstören. Nachdem Gayomard getötet worden ist, wuchs aus ihm eine Pflanze und diese Pflanze trug die Samen von Mashya and Mashyoi, die ersten Menschen aus der die menschliche Zivilisation entstanden ist. Die Parallelen zu Adam und Eva und Ask und Embla aus der nordischen Mythologie sind unverkennbar und was die zeitliche Folge dieses Mythos angeht, so sieht man an diesem Beispiel sehr gut wie sich Religionen derselben Konzepte bedienen, um jeweils eine eigene Geschichte zu erzählen, aber vor allem offenbart es auch die starken Bande Irans zum vorchristlichen Europa.
„Heute wird Mehregan nur noch unter Zoroastern gefeiert. Dabei trägt man an diesem Tag schöne, speziell für Mehregan geschneiderte und gefärbte blumenverzierte Kleidung und man dekoriert die Ecken eines bunten Gabentisches mit wildem Majoran. Auf diesen Tisch gehört auch ein Spiegel, eine Kopie der Awesta, someh dan (Kajal), neben Äpfel und Rosenwasser auch Süßigkeiten, Blumen, Gemüse und Obst, wie Granatäpfel aber auch Nüsse, wie Mandeln oder Pistazien, ein paar Silbermünzen und man platziert auf dem Tisch eine Schale mit Wasser, indem sich duftender Majoranextrakt zusammen mit Lotussamen befindet. Mittags, wenn dann die Zeremonie beginnt, betet man vor dem Spiegel und dann wirft man sich gegenseitig wilden Majoran und die Samen des Lotus über die Köpfe und umarmt sich. Man beschenkt sich an diesem Tag und es wird mit Musik und Tanz gefeiert. Es ist wie alle iranischen Feste ein fröhliches Fest und wird mit viel Wein begossen.“
Originally extracted from „Norouz & other festivities in Iran“, by Farshid Eghbal & Sandra Mooney, 1996, P. 75 – P. 81
Der obere Text ist die Übersetzung des Originals „norouz and other festivities“ von Farshid Eghbal und Sandra Mooney, das bereits schon einmal hier veröffentlicht wurde, leider ohne, dass deren türkischer Autor die Urheberschaft offenlegte. Dass dieses Fest in modernen Zeiten praktiziert wird, nachdem es über Jahrhundertelang vergessen schien und nur in zoroastrischen und jüdischen Kreisen gefeiert wurde, ist es ein schönes Zeichen für die Vitalität der iranischen Kultur, dass obere Bräuche entstehen und sich verbreiten, auch wenn man nicht mit Sicherheit sagen kann wie weit diese Tradition zurückreicht und ob bereits in zoroastrische Zeiten praktiziert wurde. Was allerdings hier als säkulare Botschaft für uns Iraner zu verstehen ist, ist die Tatsache, dass weder ein Zahake Tazi, noch plagiierende Torks irgendetwas mit diesem Fest zu tun haben, und dass das Torkische nur das Falsche und Verfälschende im Auge hat, denn zu behaupten Ahura Mazda sei der Vater von Eva und Adam und Ask und Embla, offenbart nur eine zutiefst von Minderwertigkeitsgefühlen gesteuerte Haltung, die sich in solche Kulturchauvinismen zeigt.
Die Bedeutung von Mehregan heute
Heute ist Mehregan, wie jedes andere vorislamische und iranische Fest und Tradition, Ziel von Uminterpretation der Allahisten in Iran. Nur sechs Tage vor Mehregan wird der Tag der Unterdrückten und der zwölfte Imam gefeiert. Festivitäten zu Ehren von Mehregan sind nicht gerne gesehen und Verhaftungen und Razzien finden an dem Tag statt. Dass der heutige Zahak-Tazi und Tork sich in Khamenei wiedervereint sehen, ist kein Wunder, denn der Kampf der Iraner gilt nachwievor den beiden Schlangen, die Iran besetzt halten und seine Jugend dezimieren: das Tazitum mit seiner Lehre des Allahismus, und das Türkentum, mit seiner Verehrung von Torkmongolischen Völkermördern in Gestalt von Cengiz Khan und Teymoure Lang.
Was aber dieses Fest in seiner säkularen Form auch noch ist und es zu einem Völker-verbindenen Fest macht, ist, dass andere Völker mit uns diesen Herbst und Erntedankfest feiern. Nicht nur die Amerikaner mit ihrem Thanksgiving, sondern genauso auch Chinesen und Vietnamesen mit ihrem Zhongqiu und Mooncake Festival. Das Thai Ponggal wird in Indien, Srin Lanka und Tamil Nadu als Erntedankfest begangen und die Juden kennen ihren Herbstfest als Sukkot. Was die Iraner stolz stimmen sollte ist, dass neben Mehregan wir Iraner noch über ein weiteres Fest verfügen, in der der Liebe gehuldigt wird und zwar Sepandarmazgan. Umso mehr gilt es das Fest von Mehregan zu zelebrieren und damit ein Zeichen gegen den weltweiten Allahismus zu setzen.